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Auch Wissenschaftler können "Dancing Stars" sein  
  In Wien hat einst nicht nur der Kongress getanzt, hier legen selbst Wissenschaftler heiße Schritte aufs Parkett. Vor einem Monat fand, von der Öffentlichkeit unbeachtet, aber von der Community heftig beklatscht, ein Tanzwettbewerb der besonderen Art statt. Zwölf Forscher und Forscherinnen tanzten ihre Doktorarbeiten.  
Dass das nicht immer ganz leicht war, beweisen einige ihrer Titel: "The eventful life of galaxies in low density environments","Convention and originality in Venetian opera buffa repertoire (1775-1790)" und "Analysis of thymic nurse cells in the chicken".

Letztere Arbeit stammt übrigens von Josef Penninger, dem wissenschaftlichen Leiter des Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA).

Er hielt sich wie die anderen Teilnehmer des ersten "Dance Your Ph.D."-Bewerbs Mitte Jänner am Institut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien aber beachtlich - wovon auch die zahlreichen Videos der Veranstaltung bezeugen.
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Von den wissenschaftlichen "Dancing Stars" berichtet John Bohannon in der aktuellen Ausgabe von "Science". Bohannon ist in der Zeitschrift regelmäßiger Autor, bezeichnet sich selbst als "Gonzo-Wissenschaftler" und betreut in "Science" auch eine neue, gleichnamige Einrichtung.
->   The Gonzo Scientist
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Von wegen langweilig im Elfenbeinturm
Anton Wutz, Gruppenleiter am IMP, war einer der Teilnehmer. Er hält das Bild vom langweiligen Wissenschaftler im Elfenbeinturm für ein Klischee. "In Wirklichkeit geht es auch in der Wissenschaft um Kreativität, gibt es Anknüpfpunkte zu den Künsten", meinte er gegenüber science.ORF.at.

Wobei die Umsetzung seiner eigenen Arbeit "Functional studies of the imprinting box of the mouse Igf2r gene" nachvollziehbar nicht ganz einfach war.

Mithilfe von zwei Labormäusen, die politisch nicht ganz korrekt von Kolleginnen getanzt wurden, einer buchstäblichen "Prägungsschachtel" und passender Musik aus Tschaikowskys Nussknacker reichte es aber zu Platz zwei in der Kategorie "Professoren".
DJ-Biologen und Tanzwurzelexperten
Organisiert wurde der Tanzkongress der besonderen Art vom "Science"-Autor und "Gonzo-Wissenschaftler" John Bohannon und der Doktoratsstudentin Nilay Yapici vom IMP.

Für Inspiration sorgte der Molekularbiologe Christoph Campregher, der nicht nur Doktorand an der Medizinuni Wien ist, sondern unter dem Künstlernamen "trockenmoos" auch als DJ auftritt.

Campregher sorgte am 18. Jänner auch für die musikalische Eröffnung, bevor die zwölf Kandidaten und Kandidatinnen am IMP ihre Choreographien präsentierten. Eine Jury, der u.a. der Anthropologe Karl Grammer ("ein Weltexperte der evolutionären Wurzeln des Tanzes", wie Bohannon schreibt) angehörte, wachte über Wissenschaftlichkeit und Ausdruckstanz.
->   trockenmoos
Eine Antilope als Mahlzeit
 
Bild: Christopher Campregher und James Hutchins

In drei Kategorien - Studierende, Post-docs und Professoren - ging es zur Sache. In der ersten Kategorie gewann Brian Stewart von der Universität Oxford.

Er überzeugte die Jury mit einer getanzten Version seiner Arbeit, die man so übersetzen könnte: "Mahlzeiten wiederherstellen: eine räumliche Erkundung des Verarbeitens, Teilens, Kochens und Beseitigens von Nahrung in Dunefield Midden, Südafrika".

Er drückte das tänzerisch durch die Jagd auf eine Antilope aus - er selbst im Lendenschurz, die Antilope seine Tanzpartnerin.
->   Tanz-Video von Brian Stewart (2,4 MB)
Tanz die Transkriptionsfaktoren
 
Bild: Christopher Campregher und James Hutchins

In der Kategorie der Professoren reüssierte kein geringerer als der Chef des Zentrums für Molekulare Medizin (CeMM) der ÖAW, Giullio Superti-Furga.

Er tanzte mit zwei Kolleginnen sehenswert seine Doktorarbeit "Transcription Factors Involved in Development and Growth Control: Regulation of Human g-globin and Fos Gene Expression".
->   Tanz-Video von Giullio Superti-Furga (12,6 MB)
Messenger-RNA gesteppt
 
Bild: Christopher Campregher und James Hutchins

Bei den Post-docs gewann Nicole-Claudia Meisner von Novartis mit einem erfrischenden Stepptanz über ihre Doktorarbeit zu "mRNA Stability Regulation as a Drug Target".
->   Tanz-Video von Nicole-Claudia Meisner (5,1 MB)
Diversität der Wissenschaften
Bei den Gewinnern herrscht ein leichter Überhang an Forschern und Forscherinnen aus den Lebenswissenschaften. Bei den Teilnehmern ändert sich aber das Bild, darunter befanden sich auf Physiker, Astronominnen und eine Musikwissenschaftlerin.

Von der Diversität zeigt sich auch Anton Wutz vom IMP begeistert. Eine Neuauflage der wissenschaftlichen "Dancing Stars" ist für ihn vorstellbar, er würde sich darüber freuen. "Tanzen würde ich jederzeit wieder", meint er, "bei einem Wettbewerb sollen das nächste Mal aber andere ran."

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, 14.2.08
->   John Bohannon
->   IMP
->   IMBA
 
 
 
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01.01.2010