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Haie benutzen "Meeresautobahnen" zur Futtersuche  
  Haie auf Beutesuche streunen nicht wie einsame Nomaden ziellos durch das Meer, sondern nutzen regelrechte "Schnellstraßen" zwischen festen Fischgründen. Dort treffen sie sich regelmäßig.  
Peter Klimley von der University of California in Davis hat das Verhalten der Haie mit Hilfe von Funksendern untersucht. Er diskutierte seine Ergebnisse auf dem Jahrestreffen der "American Association for the Advancement of Science"(AAAS) in Boston mit mehreren Hai-Experten.
"Cafe zum weißen Hai"
Bogenstirn-Hammerhaie nutzen demnach feste Routen auf ihren Wanderungen zwischen verschiedenen Jagdgründen und bewegen sich dabei zielstrebig und in rasantem Tempo.

Ähnlich wie die Hammerhaie macht es der Weiße Hai: Salvador Jorgensen von der Universität Stanford beobachtete fast 150 Weiße Haie vor der Küste Kaliforniens. Im Winter verlassen diese Haie die Seerobben-Kolonien, von denen sie sich im Sommer ernähren, und schwimmen zu bestimmten Warmwasser-Bereichen. Eine Region zwischen Hawaii und Mexiko zieht regelmäßig so viele Weiße Haie an, dass die Forscher sie "Cafe zum weißen Hai" tauften.

"Wir nannten es Cafe, weil das ein Ort ist, wo man anscheinend hinschwimmt, um einen kleinen Happen zu essen oder einfach, um zu sehen und gesehen zu werden", berichtete Jorgensen auf dem Jahrestreffen der AAAS. "Wenn die Tiere das Cafe verlassen, kommen sie im nächsten Jahr exakt dahin zurück, genauso wie Menschen zu ihrem Lieblings-Angelplatz."
Haibestände sind gefährdet
Doch die Räuber sind selbst bedroht: Durch Überfischung, Beifang und die starke Nachfrage nach Haiflossen habe sich bei vielen großen Haiarten die Zahl der Tiere mehr als halbiert, berichtete die Weltnaturschutzunion IUCN.

"Die Haie verschwinden aus unseren Meeren, und dieses Problem ist von weltweitem Ausmaß", betonte IUCN-Haiexpertin Julia Baum. "Als Folge der hohen und meist unregulierten Überfischung, müssen viele Haie inzwischen als vom Aussterben gefährdet gelten."

Besondere Sorge bereite der Bogenstirn-Hammerhai der auf der diesjährigen Roten Liste als weltweit "gefährdet" eingestuft werde, die vorletzte Kategorie vor "Ausgestorben in der Wildnis".
Populationen erholen sich nur langsam
Populationen erholen sich nur langsam
Tiefsee-Haie leiden besonders stark unter der Überfischung, wie Colin Simpfendorfer von der James-Cook-Universität in Australien herausgefunden hat: "Je tiefer sie leben, umso langsamer erholen sich die Bestände. Manchmal dauert es Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte."

Fast die Hälfte aller bekannten Hai-Spezies tummelt sich in kalten, rund 200 Meter tiefen Gewässern. Und selbst dort sind sie vor Tiefsee-Trawlern nicht sicher.
Stärkere Kontrollen gefordert
Flachwasser-Haie hingegen fallen häufig Fischern zum Opfer, die eigentlich Thunfisch und Schwertfisch jagen. "Haie haben in einem Ozean, der weiträumig befischt wird, keinerlei Raum mehr, sich zu verstecken", sagte Lance Morgan vom Institut für Meeresschutzbiologie in Glen Ellen (US-Staat Kalifornien).

Er fordert verstärkte Schutzmaßnahmen wie etwa Fanglimits. IUCN-Expertin Baum betonte, dass Schutzbestimmungen nur dann helfen könnten, wenn ihre Einhaltung auch streng kontrolliert werde.

[science.ORF.at/APA/dpa, 18.2.08]
->   Peter Klimley
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01.01.2010