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Forscher entwickeln "Lowtech-Fischzucht" für Afrika  
  Möglichst universell und ohne großen Aufwand einsetzbare Fischzucht-Anlagen für Afrika werden derzeit in einem EU-Projekt entwickelt. Hightech ist daher ebenso verboten wie spezielle, schwer zu beschaffende Futtermittel.  
"Unser Hauptziel ist es, der Bevölkerung speziell in Äthiopien, Kenia und Uganda zusätzliche Möglichkeiten der Ernährung und wertvolle Eiweißquellen zu eröffnen", sagte Herwig Waidbacher, Forscher am Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der Universität für Bodenkultur (BOKU), gegenüber der APA.
Unterschiedlich lange Käfige entworfen
Dafür sollen die Anlagen so gestaltet sein, dass sehr unterschiedliche Gewässer genutzt werden können. In Frage kommen etwa Wasseransammlungen, die eigentlich zu anderen Zwecken angelegt wurden, etwa als Reservoirs, Tiertränken oder zur Bewässerung.

Die Wissenschaftler haben sich für nicht zu große Käfige mit einer Kantenlänge von 1,5 bis zwei Metern Länge entschieden. Ob dann "vier oder zehn" Behälter eingesetzt werden, hängt vom Gewässer und auch von der aktuell zur Verfügung stehenden Wassermenge ab.

Die Käfige sind einfach durch zwei bis drei Leute zu handhaben und ermöglichen etwa ein rasches Abfischen bei Bedarf. Futter wird mit - ebenfalls sehr einfachen - Automaten zugeführt. Diese funktionieren mit einem Federaufzug und müssen nur einmal pro Tag bestückt bzw. aufgezogen werden.
Hühnerfedern als Proteinfutter
Beim Futter ist den Boku-Experten wichtig, dass es nicht wo anders fehlen darf. "Es hat keinen Sinn, wenn die Fische Nahrung bekommen, die dann an anderer Stelle - etwa als Hühnerfutter - fehlt", so Waidbacher. Die Wissenschaftler sind daher intensiv auf der Suche nach neuen Quellen.

Teilweise gelingt es mittlerweile sogar, Hühnerfedern als Proteinfutter einzusetzen. Dazu müssen die schwer verdaulichen Aminosäuren in den Federn zuvor in Bakterienkulturen aufbereitet werden. Willkommene Futtermittel für die Fische sind auch bisher ungenutzte sogenannte Beiprodukte, etwa die Blätter von Süßkartoffeln.
Nil-Tilapien fressen praktisch alles
Die Fische selbst wurden von den Boku-Forschern dementsprechend gewählt. Sogenannte Nil-Tilapien aus der Gruppe der Bundbarsche fressen praktisch alles, sie können etwa zwei Kilogramm schwer werden.

Sie sind auch bezüglich Wasserqualität und Sauerstoffgehalt äußerst genügsam. Dennoch erfordert der Umgang Know-how, etwa beim Lebendtransport muss schon ein wenig Vorsicht an den Tag gelegt werden.
Menschen lernen Umgang mit Fischanlagen
Im Rahmen des auf drei Jahre angelegten EU-Projekts und mit Beteiligung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sowie europäischen und afrikanischen Forschungseinrichtungen werden Schulungszentren in Afrika eingerichtet, in denen die Menschen den Umgang mit den Fischanlagen lernen können.

[science.ORF.at/APA, 19.2.08]
->   Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement (Boku Wien)
->   Österreichische Akademie der Wissenschaften
 
 
 
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01.01.2010