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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Egoismus ist gut für den Klimaschutz  
  Ein Experiment zeigt: Nur wenn jeder Einzelne davon überzeugt ist, dass seine aktive Teilnahme an Klimaschutzprogrammen ihn vor persönlichen Verlusten schützt, engagiert er sich auch dafür.  
Die Wissenschaftler um Manfred Milinski von den Max-Planck-Instituten für Evolutionsbiologie und Meteorologie untersuchten das Gruppenverhalten von Studenten bei einem interaktiven Computerspiel.
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Die Studie "The collective risk social dilemma and the prevention of simulated dangerous climate change" ist in der Online-Ausgabe der "Proceedings of the National Academy of Science" erschienen.
->   PNAS
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Experiment als Gruppenspiel
Die Forscher benutzten einen Ansatz aus der Spieltheorie: "Wir wollten wissen, ob die egoistischen Überlegungen von Einzelnen zu einem kollektiven Erfolg führen würden, wenn das Verfehlen des kollektiven Ziels mit hoher Wahrscheinlichkeit den Verlust des restlichen Besitzes kostet", sagte Studienleiter Milinski in einer Presseaussendung.

Dazu wurden die teilnehmenden Studenten in Gruppen eingeteilt. Jeder einzelne Spieler bekam ein Startguthaben, von dem er Geld für den Klimaschutz spenden konnte. Jede Gruppe musste gemeinsam ein Spendenziel von 120 Euro erreichen, ansonsten drohten erhebliche Verluste.
Finanzieller Anreiz
Das Spiel konnte aber auch finanziell lukrativ werden: Wenn eine Gruppe die 120 Euro für den Klimaschutz zusammenbekam, wurde den einzelnen Mitgliedern das restliche Guthaben auf ihrem Konto bar ausgezahlt.

"Jeder Student wollte am Ende möglichst viel Geld erhalten, aber dazu musste er gemeinsam mit den anderen das kollektive Ziel erreichen", so Milinski.
Unterschiedliche Strategien
Dabei seien unterschiedliche Strategien zu erkennen gewesen: Manche haben darauf spekuliert, dass die anderen Gruppenmitglieder genug spenden würden, andere "opferten" sich, weil sie sahen, dass zu wenig Geld zusammenkam.

Insgesamt ließe sich aus dem Experiment ableiten, dass nur genügend gespendet wurde, wenn sichere persönliche Nachteile zu befürchten waren, so Milinski.
Ergebnisse lassen sich eher auf kleine Gruppen übertragen
Bedenklich sei, dass es ein Teil der Gruppen nicht geschafft habe, die 120 Euro aufzubringen.
"Das ist die schlechte Botschaft, denn größere Gruppen hätten sicherlich noch mehr Probleme. Vielleicht lassen sich die Ergebnisse unserer Studie besser auf kleine Versammlungen wie die G-8 Staaten übertragen", sagte Milinski.

In jedem Fall müsse man aber an die eigenen Interessen der Beteiligten appellieren, wenn man in punkto Klimaschutz etwas erreichen wolle.

[science.ORF.at, 19.2.08]
->   Manfred Milinski, Max-Planck-Institut
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01.01.2010