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Gendaten zeichnen den Weg der Urmenschen nach  
  Der Mensch hat die Erde vom Süden Afrikas aus besiedelt - das belegt der genetische Vergleich von 485 Menschen aus aller Welt in einer Studie der University of Michigan (USA). Die Forscher berichten von dieser Reihenfolge: Afrika, Naher Osten, Europa, Asien, pazifische Inseln und schließlich Amerika.  
Diese Resultate stützen die "Out of Africa"-Theorie, nach der sich die Urväter der Menschheit vom Süden Afrikas aus auf den Weg machten.
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Die Studie "Genotype, haplotype and copy-number variation in worldwide human populations" von Noah Rosenberg, Andrew Singleton und Kollegen erschien am 21. Februar 2008 in "Nature" (Bd. 451, S. 998-1003, doi:10.1038/nature06742).
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Jeder Kontinent mit typischer Variation
Nachdem eine Region besiedelt war, brachen jeweils kleine Gruppen in Richtung eines neuen Kontinents auf, schreibt Rosenberg. Dabei nahmen die Auswanderer jeweils die feinen genetischen Unterschiede ihrer Vorfahren mit auf die Reise und gaben sie an die Nachkommen weiter.

Von Kontinent zu Kontinent entstanden dabei typische Variationen. Heutige Analysen decken diese Differenzen mit großer Genauigkeit auf und verfolgen damit die genetische Vergangenheit der jeweiligen Gruppen und deren Herkunft weit zurück.
Genetischer Flaschenhals
Da immer nur wenige Menschen weiterwanderten, begann die Besiedlung einer neuen Region jeweils nur mit einer relativ kleinen genetischen Ausstattung. Forscher sprechen dabei von einem genetischen Flaschenhals.

Daher nimmt die genetische Vielfalt mit zunehmender Distanz zu Afrika insgesamt ab. Mit diesem Wissen lässt sich heute ein Stammbaum aufstellen.
Genome von 1.000 Menschen sequenzieren
Die Forscher haben für ihre Auswertung bisher nur einige Stellen des Genoms - es umfasst bei jedem Menschen rund 3,2 Milliarden Bausteine - gelesen. Das nächste große Ziel der Genetiker weltweit ist es, die Genome von 1.000 Menschen vollständig zu sequenzieren. Das ließe eine weitaus bessere Analyse und eine viel genauere Herkunftsbestimmung zu.
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29 Gruppen aus fünf Kontinenten
Noah Rosenberg und seine Kollegen hatten Vertreter von 29 Gruppen aus fünf Kontinenten einbezogen. Sie bedienten sich des genetischen Materials des Human Genome Diversity Project (HGDP), einer Sammlung biologischen Materials von mehr als 1.000 Menschen rund um den Globus.
->   Infos zum Human Genome Diversity Project
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Europäischer Amerikaner weniger genetische Variation
Eine zweite Studie in "Nature" untersucht mit sehr ähnlichen Techniken die genetischen Unterschiede zwischen 20 Amerikanern europäischer und 15 Amerikanern afrikanischer Herkunft.

Dabei zeigte sich, dass die von Europäern stammenden Amerikaner eine geringere genetische Variation aufweisen als Amerikaner mit afrikanischen Vorfahren.
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Der genaue Titel dieser Studie lautet "Proportionally more deleterious genetic variation in European than in African populations" (S. 994-998, doi:10.1038/nature06611).
->   Zum Abstract
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Wieder ein Flaschenhals
Die Ergebnisse kamen nicht ganz unerwartet. Sie bestätigen die Annahme der Gruppe um Rosenberg, dass nur eine kleine Menschengruppe Afrika verlassen hat, um Europa zu besiedeln.

Die Europäer eroberten ihren Kontinent demnach von Anfang an mit einer etwas eingeschränkten genetischen Ausstattung und trugen diese dann auch nach Amerika.

[science.ORF.at/APA/dpa, 20.2.08]
->   Noah Rosenberg Lab
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   "Out of Africa" wegen extremer Dürre (9.10.07)
->   Mensch: Mehr Gen-Varianten als angenommen (28.9.07)
->   Erste Europäer kamen überwiegend aus Asien (7.8.07)
 
 
 
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01.01.2010