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Weltkarte für Infektionsherde erstellt  
  Überbevölkerung und Verkleinerung der Lebensräume von Wildtieren sind ein idealer Nährboden für neue Epidemien in der dritten Welt. Aber auch die Industrieländer fördern durch leichtfertigen Einsatz von Antibiotika die Entwicklung gefährlicher Erreger.  
Eine Expertengruppe um Peter Daszak vom Consortium of Conservation Medicine in New York hat die Entstehung und Verbreitung von Infektionskrankheiten in der Zeitspanne von 1940 bis 2004 untersucht und potentielle Krankheitsherde in einer Weltkarte markiert.
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Die Studie "Global Trends in Emerging Infectious Diseases" ist im Journal "Nature", Band 451, Seite 990 erschienen (doi:10.1038/nature06536).
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Überbevölkerung und weniger natürliche Lebensräume
Trotz intensiver Forschung auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten konnte ihr anscheinend zufälliges Entstehen bisher nicht restlos geklärt werden.

Studienleiter Peter Daszak und Co-Autor Marc Levy haben das Auftreten von Epidemien im Zusammenhang mit Bevölkerungsdichte, Lebensraum, Klima und der Wildtierpopulation untersucht.

Sie berichten, dass sich die Entstehung hoch ansteckender Krankheiten in den letzten 50 Jahren vervierfacht habe. Mehr als die Hälfte der Infektionen seien von wildlebenden Tieren auf den Menschen übertragen worden. Besonders gefährdet seien Gebiete in Afrika, Asien und China.
Gefährliche Nähe von Tieren und Menschen
 
Bild: Nature

"Wir pferchen die Wildtiere in immer kleineren Gebieten zusammen, während die menschliche Bevölkerung wächst. Das Zusammentreffen dieser beiden Faktoren ist ein idealer Nährboden für die Übertragung von Erregern", sagte Levy in einer Presseaussendung.

Obige Abbildung visualisiert diesen Zusammenhang: Die roten Gebiete sind jene, in denen die Übetragung von Erregern besonderns wahrscheinlich ist.
Krankheitsherde durch resistente Pathogene
 
Bild: Nature

In den Industrieländern stelle vor allem der intensive Einsatz von Antibiotika eine Gefahr dar. Dadurch entwickelten sich multiresistente Bakterienstämme, z.B. des an sich harmlosen Escherichia coli.

Der Preis für die Industrialisierung könnten neue Seuchen sein, da sich dieser Keim durch die Produktion von rohem Gemüse in riesigen, zentralisierten Anlagen schnell vermehren und ausbreiten könne, so Studienleiter Daszak (Bild oben: die Hotspots resistenter Keime).
Neuer Fokus in der Gesundheitspolitik nötig
"Die weltweite Gesundheitspolitik setzt an den falschen Stellen an. Meistens konzentriert man sich auf die reichen Länder, die sich regelmäßige Kontrollen leisten können. Die eigentlichen Brennpunkte liegen aber in den Entwicklungsländern", erklärte Daszak.

Die Nationen sollten mehr Technik und Ressourcen einsetzen, um in den gefährdeten Gebieten das Risiko zu reduzieren. "Wir müssen die pathogenen Keime ausmachen, bevor sie zu Seuchen werden", so Daszak.

[science.ORF.at, 21.2.08]
->   Peter Daszak
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01.01.2010