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ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Was Männer- und Frauenherzen unterscheidet  
  Lange galt der Herzinfarkt als klassische "Männerkrankheit". Doch der Herzinfarkt trifft Mann und Frau, wenngleich unterschiedlich. Oft werden die Anzeichen bei Frauen nicht gleich erkannt.  
Frauen kommen später ins Spital
Das Bild des gestressten Mannes, der sich plötzlich vor Schmerzen ans Herz fasst, hat sich tief eingeprägt - wohl zu tief für betroffene Frauen: Bei Frauen äußert sich ein Herzinfarkt nämlich oft anders, und so werden Frauen mit einem akuten Infarkt durchschnittlich später ins Spital eingeliefert. Das haben Studien in verschiedenen Staaten immer wieder gezeigt.

Eine deutsche Studie etwa legte offen, dass Frauen durchschnittlich eine halbe Stunde später ins Krankenhaus kommen als Männer.
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ORF-Schwerpunkt
Das Herz verrichtet ein Leben lang ein erstaunliches Arbeitspensum. Der ORF macht das Herz zum Schwerpunktthema der ORF Initiative "Bewusst gesund. science.ORF.at, die Ö1 Journale, die Regionalradios, Hitradio Ö3 und das ORF-Fernsehen berichten über unterschiedliche Aspekte der Herz-Gesundheit.
->   ORF-Initiative "Bewusst gesund"
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Übelkeit statt Herzschmerz
Die Kardiologin und Internistin Jeanette Strametz-Juranek von der Medizinischen Universität Wien - eine Expertin für geschlechtsspezifische Medizin - über die unterschiedlichen Symptome beim Herzinfarkt im Ö1 Mittagsjournal:

"Wenn wir uns auf die letzten drei großen Studien verlassen, dann geben Frauen eine Abnahme der Leistungsfähigkeit an, Übelkeit, Atemnot, Kurzatmigkeit, geschwollene Beine, einen eher unspezifischen Schmerz.

Das heißt, diese klassische und typische Schmerzsymptomatik, die wir vom Mann kennen, ist eigentlich mehrheitlich bei den Frauen nicht wirklich da. Frauen präsentieren sich oft mit einer viel diffuseren Schmerzsymptomatik und das mag ein Grund sein, weshalb die Frauen sich selber nicht als betroffen empfinden und vielleicht auch manchmal das medizinische Umfeld nicht so darauf reagiert."
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Risikoverteilung
Unter 50 trifft der Herzinfarkt mehrheitlich Männer, doch ab dann bzw. ab den Wechseljahren steigt das Risiko der Frauen - und mit 70 haben Frauen dasselbe Risiko einen Infarkt zu erleiden wie Männer, so die Kardiologin Jeanette Strametz-Juranek.
->   Ö1 Radiodoktor zum Herzinfarkt bei Frauen
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Frauenherzen schlagen anders
Frauenherzen sind kleiner, haben kleinere Herzkrankgefäße, einen höheren Pulsschlag. Sie haben eine andere Erholungsphase, und das ist entscheidend für die Wirkungsweise von bestimmten Medikamenten; dabei kann es zu gefährlichen Rhythmusstörungen kommen.

Stichwort Medikamente: Arzneien zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen können bei Frauen und Männern mitunter anders wirken und andere Nebenwirkungen haben.
Diabetes schadet Frauenherzen mehr
Egal, ob Frauenherz oder Männerherz: Rauchen und Diabetes tun dem Herzen nicht gut. Die Risikofaktoren haben aber für Frauen- und Männerherzen unterschiedliches Gewicht, erläutert die Medizinerin Strametz-Juranek im Ö1 Journal:

"Wir wissen heute von Diabetikerinnen, dass sie ein achtfach erhöhtes Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben; bei den Männern ist das vergleichsweise 2,5fach so hoch. Wir wissen aber heute noch nicht, warum dieser Unterschied da ist."
Risikofaktor Rauchen
"Wir wissen, dass Rauchen für Mann und Frau ein sehr hohes kardiovaskuläres Risiko darstellt, was wir aber aus der neueren Forschung wissen: Frauen haben scheinbar aufgrund ihrer körpereigenen Östrogen-Produktion in der Gefäßinnenschicht eine Substanz namens Stickstoffmonoxid. Das mag sicher auch ein Schutz vor Atherosklerose sein."

Doch rauche die Frau, dann sei der Gefäßschutz-Effekt dahin, so die Kardiologin: Die vermehrte Produktion von Stickstoffmonoxid nütze nichts mehr, und scheinbar verändere sich das Endothel durch das Rauchen zudem viel rascher als beim Mann.
Herz-Vorsorge bei Mädchen und Burschen
Egal ob Frau oder Mann: Die Vorsorge für ein gesundes Herz müsse bei Kindern beginnen, appelliert sie, nämlich beim gesunden Körpergewicht. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gefäßverengen, etc. brauchen lange Zeit, bis sie sich bemerkbar machen, so die Kardiologin zusammenfassend, damit habe jeder - Frau wie Mann - auch lange Zeit, um sein Herz zu pflegen.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 3.3.08
->   Gesellschaft für geschlechtsspezifische Medizin
->   Gender Mainstreaming an der Medizinischen Universität Wien
Jüngste Meldung zum Thema in science.ORF.at:
->   Kummer kann aufs Herz schlagen (28.2.08)
 
 
 
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01.01.2010