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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Golfstrom schickt warme Luft in die Atmosphäre  
  Dass der Golfstrom für das milde Klima in Westeuropa verantwortlich ist, ist allgemein bekannt. Nun haben Forscher den Mechanismus geklärt: Über der Strömung steigt warme Luft bis in elf Kilometer Höhe auf.  
Dort löst sie atmosphärische Wellen aus, die wiederum für die Verbreitung der Wärme durch milde, westliche Winde sorgen. Der Nachweis sei ihnen durch die Auswertung von Satellitendaten gelungen, berichten japanische Wissenschaftler.
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Die Studie "Influence of the Gulf Stream on the troposphere" von Shoshiro Minobe (Hokkaido-Universität in Sapporo) ist am 13. März 2008 in "Nature" erschienen (Band 452, S. 206-209, doi:10.1038/nature06690).
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Schützt Paris und London vor kalten Wintern
Ohne Einfluss des Golfstroms müssten westeuropäische Städte wie London oder Paris bitterkalte Winter erdulden. Ohne die warme Strömung, der aus dem westtropischen Atlantik nordostwärts fließt, wäre es in Paris und London im Winter so kalt wie im kanadischen Quebec, beschreiben die Wissenschaftler die Bedeutung.

Der Schlüssel zur Erklärung des mildernden Einflusses liegt ihrer Studie nach in einem schmalen Band mit warmer Luft, die bis eine Höhe von elf Kilometer aufsteigt und dort mitverantwortlich für die westlichen Winde ist, die keine extremen Temperaturen aufkommen lassen.
Einfluss auf gesamte Troposphäre
 
Bild: F. Araki and S. Kawahara, ESC JAMSTEC

Der Golfstrom beeinflusst die gesamte Troposphäre, also den dichtesten und der Erde am nächsten liegenden Teil der Atmosphäre, betonte der Hauptautor der Studie, Shoshiro Minobe.

Zum Beweis ihrer These haben die Forscher Aufnahmen des Satelliten QuikSCAT von Windbewegungen und Niederschlägen über dem Golfstrom ausgewertet. Sie konnten belegen, dass sich direkt über dem warmen, nördlichsten Teil häufig ein schmales Band mit Regenwolken befindet - genau in diesem schmalen Bereich gibt es laut Minobe und Kollegen heftige warme Aufwinde, die die Wärme des Wasser bis weit in die Atmosphäre tragen.

Bild oben: Eine "Wand" warme Luft erhebt sich vom an der Küste Nordamerikas vorbeiziehenden Golfstrom.
Domino-Effekt möglich
In der Troposphäre, die bis zu 16 Kilometer über den Erdboden reicht, spielt sich der Großteil der Entwicklung von Dampf und Regen ab. Ein Abschwächen des Golfstroms könne einen Domino-Effekt auf Niederschläge, Wind und die Zugrichtung von Stürmen haben, warnen die Wissenschaftler.
Bei Erkalten würde Eiszeit drohen
Der Einfluss des Atlantik-Golfstroms ist insbesondere mit Blick auf ein Szenario der Klimaforschung interessant, wonach das massive Einströmen kalten Wassers von auf Grönland schmelzenden Gletschern den wärmenden Einfluss des Golfstroms deutlich verringern würde.

In diesem Fall würde Westeuropa eine Eiszeit drohen. Der Weltklimarat (IPCC) hatte im vergangenen Jahr vorausgesagt, dass der Golfstrom sich in diesem Jahrhundert wahrscheinlich abschwächen werde. Dies werde aber voraussichtlich durch höhere Lufttemperaturen ausgeglichen.

[science.ORF.at/APA/AFP, 12.03.08]
->   Hokkaido-Universität (Sapporo)
->   Das Stichwort Golfstrom im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010