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Wien: Skulptur erinnert an Kindertransporte  
  Mit den sogenannten "Kindertransporten" wurden von Verfolgung bedrohte Kinder aus ihrer Heimat nach England gebracht. Am Freitag wurde zur Erinnerung eine Skulptur am Wiener Westbahnhof enthüllt.  
Zwischen 1938 und Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 wurden so 10.000 meist jüdische Kinder aus Österreich, Deutschland, der Tschechoslowakei und Polen vor der Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime gerettet.
Ein Kind stellvertretend für 10.000
Bild: APA
Die Bronze-Skulptur am Wiener Westbahnhof
Ein Kind sitzt auf einem Koffer - denn mehr als einen Koffer darf es nicht mitnehmen, mitnehmen auf eine Reise in die Sicherheit, aber auch ins Ungewisse.

Das was heute eine Skulptur aus Bronze darstellt, hat Sara Schreiber vor 70 Jahren selbst erlebt: Sie reiste von Wien aus mit einem "Kindertransport" nach England.

Sara Schreiber war damals 16 und, wie sie erzählt, wusste sie zwar, dass die Reise nach England führte, aber sie habe nicht geahnt, dass sie ihre Eltern niemals wieder sehen würde.

Nach einem Gebet von Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg und unter Anwesendheit von Gesandten aus Großbritannien, Israel und den Niederlanden wurde heute Mittag die Bronzeskulptur am Wiener Westbahnhof enthüllt.
Festakt am Westbahnhof
Die offizielle Enthüllung der Skulptur nahm Verkehrsminister Werner Faymann (SPÖ) vor: "Während in der NS-Zeit das Schreckensregime Menschen von Bahnhöfen oft in den Tod schickte, gelang es mit dieser Aktion Menschen von diesem Bahnhof auch ins Leben zu schicken".
"Ich wäre nicht auf der Welt"
Für die Bronzeskulptur der Londoner Bildhauerin Flor Kent stand der Bub Sam Morris Modell. Sam Morris ist der Urenkel von Sara Schreiber und er meinte heute beim Festakt: "Wenn das alles vor 70 Jahren nicht passiert wäre, dann wäre ich nie geboren worden".

Seine Uroma Sara Schreiber meint ergänzend: "Ich bin froh, dass es das Denkmal gibt und dass Leute sich erinnern können, was vorgegangen ist. Wir dürfen nicht vergessen, wie viele Leute umgekommen sind und nicht herausgekommen sind - auch meine Eltern."
Initiative von Milli Segal
Dass nun eine Gedenk-Skulptur in der Kassenhalle des Wiener Westbahnhofs an die sogenannten "Kindertransporte" erinnert, geht auf die Wienerin Milli Segal zurück. Segal hat wiederholt die "Kindertransporte" thematisiert - hat Ausstellungen und ZeitzeugInnen sowie einen international ausgezeichneten Dokumentarfilm nach Wien gebracht.

Segal auf Radio Österreich 1: "Man soll das wissen und man muss das wissen. Und es ist auch wichtig Zeitzeugen hierher zu bringen, solange es sie noch gibt, damit wir alle etwas von ihnen lernen."

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 14.3.08
Mehr zu "Kindertransporten" auf science.ORF.at:
->   Flucht in fremde Welt: Film über Kindertransporte 1939
->   Kindertransporte 1938/39: Ausstellung "Für das Kind"
->   Milli Segal
->   The Kindertransport Association
 
 
 
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01.01.2010