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Auch die Welt des Internets ist sehr klein  
  Laut dem "Kleine-Welt-Phänomen" kennt jeder jeden über sechs Ecken. Was Soziologen vor 40 Jahren entdeckten, hat sich nun auch in der bisher größten Studie bewahrheitet. Bei rund 260 Milliarden untersuchten Botschaften eines Internet-Programms zeigte sich ein Bekanntschaftsverhältnis von 6,6 Ecken.  
Dies berichten die beiden Computer-Forscher Eric Horvitz von Microsoft und Jure Leskovec von der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh.

Sie wollen ihre Resultate bei der 17. Internationalen Konferenz über das World Wide Web im April in Peking (WWW2008) vorstellen.
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Die entsprechende Studie "Planetary-Scale Views on an Instant-Messaging Network" wurde am 6.3.08 auf dem Preprint-Server arXiv.org veröffentlicht.
->   Die Studie
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Ein Experiment aus den 60er Jahren
Der Sozialpsychologe Stanley Milgram hatte Ende der sechziger Jahre in einem klassischen Experiment herausgefunden, dass jeder Mensch über durchschnittlich sechs Bekannte mit jedem anderen Menschen bekannt ist ("six degrees of seperation").

Das Phänomen tritt auch bei anderen Netzwerken auf, wie seit geraumer Zeit von der Netzwerkforschung gezeigt wird. Einzelne Objekte wie z.B. Personen werden als Knoten betrachtet, zwischen denen eine Beziehung - etwa die Bekanntschaft - besteht.
Für E-Mails bereits untersucht
Im Jahr 2003 hat eine Forschergruppe um den Netzwerk-Pionier Duncan Watts von der Columbia University in New York die "Small World Hypothesis" auf das Internet angewandt.

Ihre Auswertung des E-Mail-Verkehrs von über 61.000 Freiwilligen aus 166 Ländern zeigte, dass auch die virtuelle Welt ziemlich klein ist.
->   "Small World": Jeder kennt jeden via sechs E-Mails (8.8.03)
255 Milliarden Botschaften analysiert
Mit der Untersuchung der bisher größten Datenmenge haben Eric Horvitz und Jure Leskovec nun neue Maßstäbe gesetzt. Sie untersuchten das Instant Messaging Programm von Microsoft - den sogenannten Microsoft Messenger, mit dem man live Botschaften über das Internet austauschen kann.

Im Untersuchungszeitraum, dem Juni 2006, wurde die Software von 240 Millionen Menschen weltweit benutzt, sie führten 30 Milliarden Konversationen mit insgesamt 255 Milliarden Botschaften.

Dabei kamen sie auf eine Zahl, die sehr knapp an den sechs Ecken von Milgram liegt: Bei den Messenger-Usern waren es genau 6,6 Ecken.
Altershomogenität, gegengeschlechtlich
Weitere Ergebnisse von Horvitz und Leskovec: Obwohl mit der Messenger-Software prinzipiell 20 Personen gleichzeitig kommunizieren können, gibt es vor allem bei größeren Distanzen die Tendenz, dass lediglich zwei Menschen miteinander sprechen.

Speziell bei den Jüngeren zeigt sich eine große Homogenität im Alter der Gesprächsteilnehmer, außerdem kommuniziert der überwiegende Anteil der Gesprächspartner mit dem anderen Geschlecht.
Maximal sieben Ecken für wirklich alle
Die meisten Benutzer befinden sich analog zum Verbreitungsgrad des Internets in Nordamerika, Europa und Japan. Große Teile der Entwicklungsländer waren entsprechend nicht in der Auswertung repräsentiert.

Da die Studie aber mit dem bisher größten Datenmaterial gearbeitet hat, sind die Forscher sicher, dass der von Milgram errechnete Wert auch bei Berücksichtigung aller Menschen halten würde - maximal könnten es sieben Ecken sein, über die jeder jeden kennt, prognostizieren sie.

[science.ORF.at, 17.3.08]
->   Eric Horvitz
->   Jure Leskovec
->   WWW2008
->   Kleine-Welt-Phänomen (Wikipedia)
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   "Small World" von Delfinen ist sehr klein
->   Akademische Netzwerke: Wer mit wem wie oft publiziert
 
 
 
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01.01.2010