News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
DDR-Fernsehunterhaltung als Mittel der Manipulation  
  Nicht nur die Nachrichtensendungen des DDR-Fernsehens waren einst Orte der Manipulation, insbesondere im Unterhaltungsangebot steckte laut einer Studie deutscher Forscher viel staatliche Indoktrinierung.  
Die Forschungsarbeit von Wissenschaftlern an mehreren deutschen Universitäten wurde in Leipzig anlässlich der derzeit dort stattfindenden Buchmesse vorgestellt.
Breiteres Publikum durch Unterhaltung
"Deutsches Fernsehen Ost" heißt der mehrere 100 Seiten dicke Band, der im Verlag Berlin-Brandenburg erschienen ist und sich der Programmgeschichte des DDR-Fernsehens widmet. Spezialität des Buches ist eine beigelegte DVD, auf der 54 ausgewählte Clips als Beispiele für ostdeutsche Zeitgeschichte, aber auch für die Manipulation durch Unterhaltungsprogramme stehen.

Dieser Bereich war von den 40 Wissenschaftlern seit 2001 für das Projekt untersucht worden, denn: "Der schwarze Kanal" hatte entschieden weniger Zuspruch als "ein Kessel Buntes", sagte der Medienwissenschaftler Reinhold Viehoff von der Martin Luther-Universität in Halle.
->   Forschungsprojekt "DDR-Fernsehen"
Ideologie, zeitweise zu gehoben
Die subtile Gängelung beweist etwa die 1960 begonnene Familienserie "Heute bei Krügers", die die Entwicklung zum von der DDR-Führung angestrebten "sozialistischen Menschen" zeigt.

In "Fetzers Flucht" scheitern die Macher allerdings fast mit ihrer abstrakten und artifiziellen Umsetzung des Themas: "Die Musik hat Weill-Anklänge, da ist Brecht-Theater. Das war avancierter als West-Fernsehen", sagte Rüdiger Steinmetz, Medienwissenschaftler der Uni Leipzig. "Aber die Partei fand das nicht gut."
Sport als neuer Imageträger
1969 wurden Farbe und ein zweites Programm im DDR-Fernsehen eingeführt. Der Sport, Imageträger des Staates, erhielt viel Platz.

In den 80er-Jahren begannen die "Hochhausgeschichten", der Schwerpunkt wurde mit dieser einfachen Familienserie nun auf vordergründige Unterhaltung gelegt. Stets aber blieben die Formate des Westfernsehens für die DDR Inspiration, Orientierung und Konkurrenz, an dem sich das Fernsehen Ost maß.

[science.ORF.at/dpa, 17.03.08]
Mehr über die DDR in science.ORF.at:
->   DDR-Bild Berliner Schüler: "Skurriles, witziges Land" (9.11.07)
->   Zerschredderte Stasi-Akten werden rekonstruiert (10.5.07)
->   DDR-Fußballer aktiver als Bundesliga-Kollegen (28.3.07)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010