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Die Blüten der österreichischen "Titelsucht"  
  Befremdliche Nachricht für "Kottan"-Seher: Den "Inspektor" gibt es schon - er ist einer jener rund 900 österreichischen Titel, die Heinz Kasparovsky in der Neuauflage seines Buchs "Titel in Österreich" anführt.  
Neben allseits bekannten Titeln wie dem "Doktor" tauchen dabei auch eher selten vorkommende auf - vom "Expositus" (seelsorgerischer Vorsteher einer Expositurgemeinde im Kirchenwesen) über die "Obersonderkindergärtnerin" (abgekürzt übrigens "OSonderKdg.") bis zum militärischen Dienstgrad "Majorveterinär" ("MjrVet").

So es männliche und weibliche Formen gibt, werden auch diese unterschieden - etwa "Magister/Magistra", "Bakkalaureus/Bakkalaurea" oder "Professor/Professorin".
Nur eine "grobe Übersicht"
Gleich im Vorwort macht Kasparovsky, im Zivilberuf Abteilungsleiter im Wissenschaftsministerium, klar, dass seine Aufzählung nicht vollständig, sondern eine "grobe Übersicht" ist.

Nicht berücksichtigt wurden etwa Titel aus dem Bereich des Länderrechtes. Umgekehrt versteht sich der Begriff "Titel" nicht als Rechtsausdruck, sondern als "Sammelbezeichnung für alle personenbezogenen Ergänzungen zum Namen".

Erfasst werden akademische Grade genauso wie akademische Ehrentitel, sonstige Ausbildungsbezeichnungen, Berufsbezeichnungen, Berufstitel, Amtstitel, Verwendungsbezeichnungen, Funktionsbezeichnungen, Diensttitel, Dienstgrade, Standesbezeichnungen und Titel von Kirchen und Religionsgemeinschaften. Angeführt werden auch die korrekten Abkürzungen.
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Heinz Kasparovsky: "Titel in Österreich", Verlag Austrian Standards plus Publishing
->   Mehr über das Buch
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Regel für Zusammentreffen von Titeln
Ebenfalls hilfreich die Anleitung, wie man beim Zusammentreffen mehrerer Titel bei einer Person korrekt vorgeht. Gute Nachricht: Dafür gibt es kaum rechtliche Vorschriften.

Kasparovsky hat aber Empfehlungen parat: Hat eine Person etwa mehrere akademische Grade erworben, dürfen sie grundsätzlich kumulativ geführt werden - eine Reihenfolge ist gesetzlich nicht festgelegt, allerdings hat sich der Brauch eingeführt, die höherrangigen Grade dem Namen am nächsten zu führen ("Mag. Dr. Max Mustermann").

Magister-, Diplom- und Doktorgrade sind dem Namen aber verpflichtend voranzustellen, Bachelor, Master- und PhD-Grade müssen ihm nachgestellt werden ("Dr. Max Mustermann", "Max Mustermann, PhD").
Eine Frage der Kategorien
Komplizierter werden die Dinge, wenn mehrere Titel verschiedener Kategorien (Berufsbezeichnungen, Amtstitel, akademische Grade etc.) aufeinandertreffen.

Auch hierfür präsentiert Kasparovsky eine Empfehlung: Als erstes genannt werden Berufsbezeichnungen (z.B. "Architekt", "Forstassistent"), anschließend kommen Amtstitel und Verwendungsbezeichnungen (z.B. "Hofrat", "Forstrat"), dann abgestuft Berufstitel (z.B. "Universitätsprofessor"), akademische Ehrentitel (z.B. "Dr. h.c."), Standesbezeichnungen (z.B. "Ingenieur"), sonstige Ausbildungsbezeichnungen (z.B. "Akademischer Tourismusmanager") und endlich die akademischen Magister-, Diplom- und Doktorgrade (z.B. "Diplom-Ingenieur", "Doktor", "Magister").

Dann folgt der Name, hintangestellt werden die akademischen Bachelor-, Master- und PhD-Grade (z.B. "Bachelor of Science", "Master of Science").
Ein kniffliges Beispiel
Was versteckt sich etwa hinter dem schönen Beispiel "HR Univ. Prof. Akad. Tourismusmanagerin Dr.phil. Maria Bauer, BSc MSc"?

Frau Bauer ist Hofrätin, Universitätsprofessorin, hat außerdem einen Universitätslehrgang zur Tourismusmanagerin absolviert sowie ein Doktoratstudium, ein Bachelor- und ein Masterstudium abgeschlossen.

Erfreulich für sie: Kein Titel ist Bestandteil des Namens - eine allgemeine Verpflichtung zur Führung besteht daher heutzutage nicht mehr.

[science.ORF.at/APA, 27.3.08]
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
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01.01.2010