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Seibersdorfer Quantenkryptographie-Chip ist fertig  
  Einen Chip für den kommerziellen Einsatz der sogenannten Quantenkryptographie haben österreichische Experten entwickelt. Der Bauteil liegt derzeit als Prototyp vor und wurde in ein Laborgerät integriert.  
Das System soll bei Projektpartner Siemens demnächst den Testbetrieb aufnehmen, hieß es dazu seitens der Austrian Research Centers (ARC), die es zusammen mit Sicherheitsspezialisten der Technischen Universität (TU) Graz entwickelt haben.
Sichere Datenkommunikation als Ziel
Ziel ist es, ein fertiges System für sichere Datenkommunikation mittels der seltsamen Eigenschaften der Quantenwelt zu realisieren. Die Grundlagen für die Entwicklungen lieferte Quantenphysiker Anton Zeilinger von der Universität Wien.

Bereits 2004 präsentierte der Wissenschaftler in Wien unter großer medialer Anteilnahme die erste Banküberweisung mittels Quantenkryptographie.

Damals musste für das Experiment noch zwischen dem Wiener Rathaus und der Bank in der Schottengasse noch eine eigene Glasfaserleitung verlegt werden, die eingesetzte Apparatur vermittelte noch klar den Nimbus eines Physik-Labors.
->   Weltweit erste Banküberweisung mit Quantenkryptographie (21.4.04)
Verschränkung von Lichtteilchen ...
Der Hauptvorteil der Quantenkryptographie ist der, dass die Sicherheit nicht - wie bisher - durch möglichst schwer zu knackende mathematische Formeln, sondern durch Naturgesetze gewährleistet wird, versichern Physiker.

Die Wissenschaftler setzen dabei auf sogenannte verschränkte Photonen - Lichtteilchen. Zwei solcher Teilchen werden an einem Ort erzeugt und dann auf die Reise an verschiedene Empfänger geschickt.
... auf Distanz
Durch das Quantenphänomen der Verschränkung bleiben die Photonen mit einander verbunden. Manipulationen an einem Teilchen machen sich augenblicklich auch beim anderen bemerkbar.

Durch Messung etwa der Schwingungsebene der nach und nach ankommenden Photonen auf der einen Seite entsteht ein völlig zufälliger Verschlüsselungscode, der auch exakt zur gleichen Zeit auch beim anderen Empfänger sichtbar wird.
Chip erzeugt Schlüssel
Der nun fertiggestellte Bauteil soll die ganze Elektronik rund um die Quantenverschlüsselung abwickeln. Nur die verschränkten Lichtteilchen werden von einer externen Quelle bezogen, aus ihnen erzeugt der Chip dann die eigentlichen Schlüssel.

Eine wichtige Herausforderung für die ARC-Forscher war die Anforderung, dass die Sache auch in Netzwerken mit einem Umsatz von hohen Datenmengen funktioniert.

Der Prototyp ist laut ARC der weltweit erste Sicherheitschip für Quantenkryptographie. Er soll den Bau von Geräten mit Quantenkryptographie vereinfachen und damit der Industrie zugänglich machen. Die Entwicklung wurde im Rahmen eines Nationalen Forschungsprojektes von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützt.

[science.ORF.at/APA, 27.3.08]
->   ARC
->   Quantenphysik, Uni Wien
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Quantenphysik
 
 
 
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01.01.2010