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Forschungsförderung: Evaluierung läuft  
  Ein Konsortium um das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) durchleuchtet derzeit die Forschungsförderung des Bundes. Überprüft werden die direkte und erstmals auch die indirekte Förderung.  
Dabei "wollen wir nicht irgendwelche Noten verteilen" oder "Todeslisten von Programmen" erstellen, sagte eine der leitenden Projektmitarbeiterinnen am Wifo, Rahel Falk, gegenüber der APA.

Zentrale Frage sei vielmehr: "Wie kann es besser gehen?" bzw. "Welchen Beitrag kann das Fördersystem leisten, Anreize für mehr Forschung in Österreich zu setzen und den Bedürfnissen der Forschungstreibenden gerechter zu werden?"
Evaluierung verordnet
Wildwuchs, Unübersichtlichkeit und Doppelgleisigkeit - so lautet die landläufige Kritik am bisherigen System. "Dass es eines Streamlinings und einer Harmonisierung der Programme bedarf, ist Konsens und steht im Regierungsprogramm", so Falk.

So verordneten denn auch das Infrastruktur- und Wirtschaftsministerium auf der Suche nach dem optimalen Förderangebot die mit rund 673.000 Euro budgetierte System-Evaluierung.
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Genaue Vorstellungen zur Befragung
Wobei die Auftraggeber sehr genaue Vorstellungen haben, wie der "Gesundheitszustand" des Forschungsförderungssystems zu erheben ist. In dem mittlerweile auf der Website des Infrastrukturministeriums abrufbaren Leistungsprofil ist ein Katalog mit 16 Fragen vorgegeben, welche die Auftragnehmer - das Wifo in Zusammenarbeit mit der KMU Forschung Austria, dem Beratungsunternehmen Prognos (Berlin) und dem als Subunternehmer und Berater einbezogenen Convelop aus Graz - beantworten müssen.
->   Zur Ministeriumsinformation
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Erste Ergebnisse bis Mitte des Jahres
Viel Zeit bleibt dem Konsortium, das sich in der Ausschreibung gegen fünf Konkurrenten durchsetzte, nicht. "Bis Mitte des Jahres - konkret rechtzeitig zu den Alpbacher Technologiegesprächen Ende August - müssen erste Ergebnisse als Diskussionsgrundlage vorliegen", so die Volkswirtin, die den Analyse-Teil des Projekts leitet. Der Endbericht ist Ende Februar 2009 abzugeben.
Rahmenbedingungen im Fokus
Im Fokus der Evaluierung stehen nicht so sehr die verschiedenen Förderagenturen wie Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Wissenschaftsfonds FWF, die Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) und die Christian-Doppler-Gesellschaft, die zum Teil bereits evaluiert wurden.

Vielmehr geht es bei der Systemevaluierung primär um die Rahmenbedingungen für die Forschungsförderung, ihre Organisation auf den Ebenen Bund, Länder und EU, Effektivität und Effizienz der Forschungs- und Technologiepolitik, die Koordination zwischen Ministerien und Agenturen, das Spannungsverhältnis und die Arbeitsaufteilung zwischen den Förderagenturen, etc.
Indirekte Förderung noch nie evaluiert
In einem nächsten Schritt werden die Förderinstrumente selbst unter die Lupe genommen: Die indirekte Förderung, die bisher noch nie evaluiert wurde, analysiert das Wifo. Dieser Themenbereich werde "sicherlich ein sehr viel größeres Gewicht als ein Sechzehntel haben", so Falk unter Bezug auf die 16 Fragen im Aufgabenheft, von denen eine auf diese steuerliche Forschungsförderung abzielt.

Eines sei dabei klar: "Man kann die indirekte Forschungsförderung nicht sinnvoll evaluieren, ohne Instrumente der direkten miteinzubeziehen, weil viele Unternehmen beides in Anspruch nehmen." So wird die direkte Forschungsförderung als zweite gewichtige Förderkategorie von KMU Forschung Austria untersucht. "Sie hat alleine 50 Programmlinien, die für uns interessant sind", so Falk. Die institutionelle Forschungsförderung nimmt Prognos unter die Lupe.
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Auch Nachfrageseite interessant
Neben der Angebotsseite interessiert die "Prüfer" auch die Nachfrageseite, also die Zielgruppen der Förderung und deren Verhalten: Wer nutzt was in welchem Umfang und wofür? Wie sieht es mit Akzeptanz, Hemmnissen und Doppelförderungen aus? Welche Strategien entwickeln Fördernehmer? Das sind Fragen, die dabei untersucht werden. Schließlich wird noch die "systemische Ebene", also das Zusammenspiel der Institutionen und Akteure sowie die "Kohärenz des Instrumenten-Mix", untersucht.
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Empfehlungen an die Politik
Dieser Analyse wird - voraussichtlich ab Herbst - unter Leitung von Wifo-Chef Karl Aiginger die Entwicklung von Handlungsszenarien und Politikempfehlungen folgen, die auch Bestandteil des Endberichts sein sollen.
Keine gute Datengrundlage
Dass die "Datengrundlage nicht wirklich toll ist", sei auch dem Auftraggeber bewusst, meinte Falk. So würden den Evaluatoren etwa Mikrodaten fehlen, die eine mögliche Doppelförderung bei direkter und indirekter Forschungsförderung aufzeigen könnten.

Es bleiben die Analyse von Berichten, Abfragen bei den Förderagenturen, Experteninterviews sowie zwei größere Befragungen im Unternehmensbereich und bei universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen.
Keine "Todesliste"
In welche Richtung die Politikempfehlungen gehen werden, sei offen: "Wenn wir das wüssten, bräuchten wir keine Evaluierung", so Falk. Eine Bereinigung des Förderportfolios hätten auch schon andere gefordert, die Empfehlungen müssten nun konkreter werden.

Für die einzelnen Programme sei aber sicherlich keine "Todesliste" zu erwarten. "Aber wir werden Kriterien entwickeln, nach denen ein Förderportfolio zusammenzustellen ist."

[science.ORF.at/APA, 31.03.08]
->   Wifo
->   Das Stichwort "Forschungspolitik" im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010