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Studie: Botox wandert bei Ratten ins Gehirn  
  Das unter Filmschönheiten geschätzte Nervengift Botox wirkt offenbar nicht nur an der gewünschten Stelle. Forscher haben Ratten das Toxin unter die Schnurrhaare injiziert und Teile davon im Gehirn gefunden.  
Bild: EPA
Nicole Kidman - eine von vielen, die auf Botox schwören
Bei den Tieren habe Botulinumtoxin, das unter dem Namen Botox durch die Schönheitschirurgie berühmt wurde, Proteine im Stammhirn zersetzt, aber zu keinen Änderungen des Verhaltens geführt, schreiben Matteo Caleo vom Institut für Neurowissenschaften des Nationalen Forschungsrats in Pisa und seine Kollegen.

Ihr Anliegen war es weniger, Stars vor möglichen Nebenwirkungen der Faltenfreiheit zu warnen, als zu erproben, ob sich Botox zur Behandlung von Nervenkrankheiten einsetzen lässt, berichtet der Online-Newsdienst von "Nature".
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Die Studie "Antiepileptic Effects of Botulinum Neurotoxin E" ist im "Journal of Neuroscience" erschienen (doi:10.1523/JNEUROSCI.4402-04.2005).
->   Zum Abstract
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Botox wandert gerne
Dass Botox von der Stelle der Injektion in andere Teile des Körpers wandern kann, war schon bisher bekannt. Die US-amerikanische Agentur für Lebensmittel- und Medikamentensicherheit (FDA) prüft momentan den Einsatz des Giftes, das meist zu Schönheitszwecken über den Augenbrauen injiziert wird.

Dort lähmt es die Muskeln, wodurch Faltenbildung verhindert wird. Bisher gab es aber keine Berichte über ein Vordringen des Toxins in das zentrale Nervensystem.
Proteinreste im Stammhirn
Die italienischen Forscher spritzen das Botolium Neurotoxin A (eine Variante, die auch in der Schönheitschirurgie verwendet wird) in die Muskeln unter den Schnurrhaaren der Ratten und untersuchten dann das Gehirn auf verräterische Spuren.

Und sie wurden fündig: Drei Tage nach der Injektion entdeckten sie Überreste eines Proteins, das von Botox zerlegt wird, im Stammhirn.
Direkt ins Gehirn injiziert
Matteo Caleo und seine Kollegen machten noch einen weiteren Versuch: Sie injizierten das Botox direkt in den Hippocampus der Rattengehirne und beobachteten, wie es sich in die anderen Teile ausbreitete.

Die These hinter diesem Versuch war: Wenn Botox zur Behandlung von Muskelerkrankungen wie spastische Lähmungen eingesetzt werden kann, möglicherweise lässt es sich dann auch bei Krankheiten, bei denen die Nervenzellen im Gehirn "überreagieren" - wie bei Epilepsie etwa.
Erhöhte Vorsicht geboten
Die Forscher konnten zwar eine Lähmungswirkung bei direkter Injektion ins Gehirn feststellen, von einem gezielten Einsatz des Nervengifts in so zentralen Bereichen ist die Forschung aber noch weit entfernt, heißt es in der Studie.

Dennoch sei aber aufgrund des Hinweises, dass Botox in das Stammhirn vordringen kann, erhöhte Vorsicht angebracht, meint die FDA. Deren Sprecherin bekräftigte gegenüber dem Online-Dienst von "Nature", dass die Studie in die Überprüfung der gesundheitlichen Risiken durch Botox einfließen wird.

[science.ORF.at, 3.4.08]
->   Mehr über Botox (Wikipedia)
->   Matteo Caleo
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01.01.2010