News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 
Ratten: Neuartige Stammzellen lindern Parkinson  
  Mit Hilfe neuartiger Stammzellen konnten die Symptome der Parkinson-Krankheit bei Ratten erfolgreich behandelt werden. US-Forscher programmierten zunächst Zellen aus dem Bindegewebe der Nager zu sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) zurück. Diese ließen sie zu Nervenzellen heranreifen und spritzten sie den Ratten.  
Die Anzeichen der Nervenerkrankung hätten sich daraufhin deutlich gebessert, berichtet die Gruppe um Rudolf Jaenisch vom Whitehead-Institut in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts).
...
Die Studie "Neurons derived from reprogrammed fibroblasts functionally integrate into the fetal brain and improve symptoms of rats with Parkinson¿s disease" erscheint zwischen 7. und 11. April 2008 in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften (doi:10.1073_pnas.0801677105).
->   Zur Studie (sobald online)
...
Hohes Krebsrisiko
Die Untersuchung zeige, dass sich iPS-Zellen medizinisch nutzen ließen, meinen die Wissenschaftler. Bis das Verfahren jedoch beim Menschen angewendet werden könne, müssten aber noch zahlreiche Risiken beseitigt werden.

Die größte Schwierigkeit ist bisher das deutlich erhöhte Krebsrisiko. Denn die genetische Umprogrammierung der Körperzellen birgt die Gefahr, dass dadurch Krebsgene aktiviert werden und die Zellen Tumore bilden. Tatsächlich starben in den jetzt vorgestellten Versuchen 16 von 36 Tieren innerhalb von acht Monaten und bei vielen von ihnen fanden sich Tumore.
...
Junges Verfahren
Die Herstellung von iPS-Zellen ist noch ein sehr junges Verfahren der Stammzellforschung. Erst im November 2007 hatten Wissenschaftler gezeigt, dass sich durch den Einbau weniger Gene vollständig ausgereifte Körperzellen so umprogrammieren lassen, dass sie die entscheidenden Merkmale der begehrten embryonalen Stammzellen aufweisen. Die iPS-Zellen könnten damit eine Alternative zu embryonalen Stammzellen werden, für deren Herstellung eigens Embryonen gezüchtet werden, die nach der Zellentnahme absterben.
->   "Jungbrunnen" macht aus Haut embryonale Stammzellen
...
Vorläuferzellen in Nervenzellen ...
Die Forscher um Jaenisch wandelten die iPS-Zellen in einem ersten Versuch in Vorläuferzellen von Nervenzellen um. Sie zeigten, dass sich diese nach einer Transplantation im Gehirn verteilen, wo sie sich zu verschiedenen Typen funktionsfähiger Nervenzellen weiterentwickeln.
... in Dopamin produzierende Zellen
In einem weiteren Versuch verwandelten die Wissenschaftler die iPS-Zellen bereits in der Kulturschale in Dopamin produzierende Nervenzellen - das sind genau die Zellen, die bei der Parkinson-Krankheit im Gehirn verloren gehen.

Durch das Einspritzen dieser Zellen in das Gehirn von Ratten mit Parkinson-ähnlichen Symptomen besserte sich das Krankheitsbild deutlich. Eine anschließende Untersuchung des Hirngewebes bestätigte, dass sich die Zellen im Gehirn angesiedelt hatten und funktionsfähig waren.
...
Sichelzellenanämie behandelt
Jaenisch und seine Mitarbeiter hatten das Potenzial der Zellen zur Behandlung von Krankheiten erstmals im Dezember 2007 nachgewiesen. Sie zeigten damals bei Mäusen, dass sich mit den Zellen die Blutkrankheit Sichelzellanämie behandeln lässt.
->   Erste Therapie mit künstlichen Stammzellen
...
Keine Abstoßungsreaktionen zu erwarten
Ein großer Vorteil der iPS-Zellen besteht darin, dass sie vom Patienten selbst stammen. Abstoßungsreaktionen des Immunsystems sind daher nicht zu erwarten. iPS-Zellen lassen sich in zahlreiche verschiedene Typen von Körperzellen und -gewebe verwandeln und eignen sich damit prinzipiell zur Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten.

[science.ORF.at/APA/dpa, 8.4.08]
->   Whitehead-Institut
->   Das Stichwort Stammzellen im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010