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Hahn für Beschränkung bei Master und PhD  
  Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) kann sich Zulassungsbeschränkungen für Master- und PhD-Studien vorstellen. Allerdings nicht bereits bei der geplanten Novelle zum Universitätengesetz (UG).  
Er nannte bei einem Gespräch im Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten Mittwoch Abend einen Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren - sobald man beurteilen kann, ob Bachelor-Absolventen in Wirtschaft und öffentlichem Dienst akzeptiert werden.

Bei diesem Thema bestehe allerdings "Dissens" mit dem Koalitionspartner - im Gegensatz zur UG-Novelle, wo es "umfangreiche Gespräche" mit der SPÖ und "Konsens" gebe.
Reform der Rektorswahl
Bei der UG-Reform ist Hahn "nicht bereit, konzeptionell einen Millimeter hinter das bestehende Gesetz zurückzuweichen", weil dieses "hervorragend" sei. Seine Pläne, etwa bei der symbolträchtigen Rektorswahl, sieht er auch nicht als Schwächung der Autonomie, z.B. werde "an der Mitwirkung des Senats nicht gerüttelt". Und diese Pläne schauen schon sehr konkret aus:

Derzeit wird der Rektor vom Universitätsrat aus einem Dreier-Vorschlag des Senats gewählt. Künftig soll, so der Vorschlag Hahns, eine Findungskommission eingerichtet werden, die sich aus dem Uni-Rats-Chef sowie je einem von Senat und Uni-Rat entsendeten Vertreter zusammensetzt.
Senat und Uni-Rat sollen früher reden
Dieses Gremium muss einstimmig eine mindestens drei Personen umfassende Liste dem Senat vorlegen, aus der dieser einen Dreier-Vorschlag an den Uni-Rat macht. Dabei hat der Senat das Recht, einzelne Personen abzulehnen, an den Uni-Rat muss aber jedenfalls ein Dreier-Vorschlag gehen.

"Ich hoffe dass diese Struktur erzwingt, dass Senat und Uni-Rat in einem frühen Stadium der Rektorswahl miteinander reden", sagte Hahn, der durch das "absolute Vetorecht" des Senats in der Findungskommission dessen Position nicht geschwächt sieht.
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Startvorteil für amtierenden Rektor?
Eine Beschränkung für die Wiederwahl soll es nicht geben, überlegt wird laut Minister noch, ob dem amtierenden Rektor bei der ersten Wiederwahl ein Startvorteil eingeräumt werden soll. Wenn je zwei Drittel des Senats und Uni-Rats der Meinung sind, der Rektor habe seinen Job gut gemacht, kann sich Hahn vorstellen, dass man auf ein Auswahlverfahren verzichtet und den amtierenden Uni-Chef "durchwinkt".
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Ziele mit Geld verknüpft
Im Rahmen der dreijährigen Leistungsvereinbarungen zwischen Ministerium und den einzelnen Unis strebt Hahn jährliche Zielvereinbarungen an, die sich auch budgetär auswirken sollen.

Hahn spricht von einem "Bonus-Malus-Faktor", der in der Größe von "kleinen einstelligen Prozentbeträgen des Gesamtbudgets" liegen werde, aber ausreichend groß sein soll, "dass es weh tut bei Nichterreichen der vereinbarten Ziele".
Kombination aus Absicherung und Flexibilität
Noch in diesem Jahr erledigen will Hahn die Verhandlungen über den Kollektivvertrag für Uni-Lehrer und dessen Finanzierung. Für ihn ist bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses wichtig, wie man einerseits das Bedürfnis nach beruflicher Perspektive und Absicherung bediene und gleichzeitig eine gewisse Flexibilität garantiere.

"Nicht jeder, der als Assistent beginnt, kann als Professor heraushüpfen", sagte Hahn. Weil an den einzelnen Unis so unterschiedliche Anforderungen herrschen, werde es etwa bei den Laufbahn-Verläufen auch unterschiedliche Lösungen brauchen.
Broukal sieht "kleine Wiedergutmachung" für Junge
Nach Angaben von SP-Wissenschaftssprecher Josef Broukal werden bei der geplanten Reform des Universitätsgesetzes (UG) die Professoren die absolute Mehrheit im Senat verlieren. Dafür sollen junge Wissenschafter ("Mittelbau") zusätzliche Sitze im Senat erhalten.

Broukal bezeichnete dies am Donnerstag in einer Aussendung als "kleine Wiedergutmachung für das kaltschnäuzige Zurückstutzen der Mitbestimmung für junge WissenschaftlerInnen durch das UG 2002". In Zukunft habe damit nicht mehr eine Gruppe die dominierende Rolle im Senat.
Klar gegen neue Zugangsbeschränkungen
Klar machte Broukal seine Ablehnung gegenüber neuen Zugangsbeschränkungen. "Für die SPÖ ist es nicht akzeptabel, dass ein Großteil der Studierenden nach dreijährigem Kurzstudium die Unis zwangsweise verlassen soll", so der SP-Wissenschaftssprecher, der erfreut ist, dass "auch Hahn das akzeptiert hat".

Es sei aber klar, dass die Unis durch die neue Studienarchitektur die Unis "mehr leisten müssen und deshalb zusätzliches Geld brauchen".
BZÖ: Kein Diskussionsbedarf
BZÖ-Wissenschaftssprecher Gernot Darmann sieht derzeit keinen Diskussionsbedarf hinsichtlich Uni-Zugangsbeschränkungen für Master-und Doktoratstudien.
ÖH: Erfreut über offenen Zugang
Die Österreichische HochschülerInnenschaft zeigte sich in einer Aussendung erfreut, dass der Zugang zum Master-Studium offen bleibt. "Positiv überrascht" sind die Studentenvertreter auch, dass es offenbar zu keiner wesentlichen Stärkung des Universitätsrats kommt.

Dass die absolute Mehrheit der Professoren im Senat abgeschafft werde, trage maßgeblich zu einer demokratiepolitischen Aufwertung des Gremiums bei.
Badelt: Hahn-Pläne "völlig inakzeptabel"
Kritik an Wissenschaftsminister Hahn übt wiederum der Präsident der Universitätenkonferenz, Christoph Badelt. Die Absicht von Hahn, Zugangsbeschränkungen für Master- und PhD-Studien erst in fünf bis zehn Jahren einzuführen, sei "völlig inakzeptabel".

Dass sich Hahn erst Zulassungsbeschränkungen für Master- und PhD-Studien vorstellen kann, wenn man in fünf bis zehn Jahren beurteilen kann, ob Bachelor-Absolventen in der Wirtschaft akzeptiert werden, hält Badelt für eine "Verantwortungslosigkeit gegenüber den Studenten, die heute wissen müssen, unter welchen Bedingungen sie weiterstudieren können".

[science.ORF.at/APA, 10.4.08]
 
 
 
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01.01.2010