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Studie: Vorzeitiger Bildungsabbruch ist "erblich"  
  Das Risiko, dass der Bildungsweg mit der Pflichtschule endet, ist bei Kindern von Eltern, die selbst höchstens die Pflichtschule absolviert haben, mehr als fünfmal so hoch wie bei Kindern aus hoch gebildeten Familien.  
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) im Auftrag des Unterrichtsministeriums. Konkret verlassen in Österreich 16,8 Prozent der Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern das Bildungssystem noch vor einem über die Pflichtschule hinausgehenden Abschluss, bei Kindern aus bildungsnahen Elternhäusern trifft das nur auf 3,1 Prozent zu (Daten 2004/05).
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Europäische Definition
Als Dropouts wurden in der Studie gemäß europäischer Definition Jugendliche im Alter von 18 bis 24 Jahren erfasst, die über keinen über die Pflichtschule hinausgehenden Abschluss verfügen und sich nicht mehr in Ausbildung befinden.
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8.000 Jugendliche jährlich
Der Anteil dieser Dropouts lag in Österreich 2006 bei 9,6 Prozent - und damit bereits seit 2002 unter dem für 2010 angestrebten EU-Ziel von zehn Prozent. 1999 lag dieser Anteil in Österreich bei 10,7 Prozent, sank bis 2004 kontinuierlich auf 8,7 Prozent und steigt seither wieder.

Der derzeitige Anteil von 9,6 Prozent entspricht etwa 8.000 Jugendlichen jährlich, die ohne für eine erfolgreiche Berufskarriere erforderliche Minimalqualifikation das Bildungssystem verlassen, heißt es in der Studie.
Soziale und geografische Herkunft
 
Bild: APA

Das Dropout-Risiko hängt stark von sozialer Herkunft und soziodemographischem Hintergrund ab: Neben dem Bildungsstand der Eltern sind auch deren Arbeitsmarkt-Status sowie die Herkunft entscheidend. So haben Jugendliche in Städten mit 11,8 Prozent Dropout-Quote ein doppelt so hohes Risiko, frühzeitig aus dem Bildungssystem auszuscheiden als Jugendliche am Land (5,4 Prozent).

Die Quote bei Migranten ist mit 29,8 Prozent viermal und jene von Jugendlichen der zweiten und dritten Generation (in Österreich geboren, aber mit nicht-deutscher Muttersprache) mit 15,6 Prozent doppelt so hoch wie jene von Österreichern (7,2 Prozent).

Sind die Eltern arbeitslos, ist das Risiko ihrer Kinder, das Bildungssystem ohne weiterführenden Abschluss zu verlassen, dreimal so hoch (21,4 Prozent) wie jenes von Kindern, deren Eltern beschäftigt sind (6,4 Prozent).
Kostenberechnung in Europa nicht möglich
Berechnungen über die Kosten von Dropouts - volkswirtschaftlich betrachtet etwa Einkommenssteuerverluste, erhöhte Gesundheitsausgaben, Kriminalitätsbekämpfungs- und Sozialunterstützungskosten - existieren laut Studie in Europa mangels Daten nicht.

Berechnungen in den USA haben aber gezeigt, dass sich die volkswirtschaftlichen Kosten eines Dropouts zusammengerechnet über die gesamte Lebensspanne auf 450.000 Dollar pro Person belaufen.
Maßnahmen zur Prävention fehlen
Als "effizienteste Interventionsstrategie" werten die Studienautoren, "in frühen Jahren in benachteiligte Kinder zu investieren, um deren Dropout zu verhindern und damit in Verbindung stehende Folgekosten zu vermeiden".

Doch der Schwerpunkt in Österreich liege vor allem im Bereich Reintegration, "Maßnahmen zur Prävention sowie Strukturreform fehlen weitgehend".

[science.ORF.at/APA, 10.4.08]
->   IHS
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01.01.2010