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Kompromiss im Ephesos-Konflikt  
  Der Streit um die österreichische archäologische Grabung in Ephesos wurde mit einem Kompromiss beendet. 2008 wird Johannes Koder vom Österreichischen Archäologischen Institut die Leitung übernehmen.  
Die ursprünglich von Hahn zur Grabungsleiterin bestellte, aber von türkischer Seite abgelehnte Forscherin Sabine Ladstätter wird seine Stellvertreterin. Sie könnte aber im nächsten Jahr als Grabungsleiterin aufrücken. Darauf haben sich Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) und der türkische Kulturminister Ertugrul Günay bei einem Gespräch in Ankara geeinigt.
Intrigenspiel erreicht Türkei
Die 39-jährige Archäologin Ladstätter war im Dezember vergangenen Jahres von Hahn zur neuen Grabungsleiterin und Nachfolgerin von Friedrich Krinzinger bestellt worden. Dieser Entscheidung musste allerdings auch die türkische Seite zustimmen, die regelmäßig die Grabungslizenz für das zuständige ÖAI erteilt. Und die Türken hatten Vorbehalte, vor allem bezüglich der Management-Fähigkeiten Ladstätters.

Hintergrund dürfte ein Intrigenspiel in der österreichischen Archäologieszene sein, in das selbst Ladstätters familiäres Umfeld hineingezogen wurde. Hahn hatte an Ladstätter festgehalten, musste allerdings nach einem Kompromiss mit der Türkei suchen.
Irritationen weitgehend ausgeräumt
Den nun ausgehandelten Kompromiss bezeichnete Hahn im Gespräch mit der APA als "elegante Lösung". Die vorhandenen Irritationen auf türkischer Seite hätten "im Großen und Ganzen ausgeräumt" werden können. Österreich habe damit auch signalisiert, dass Ephesos im Bereich des ÖAI eine zentrale Rolle einnehme. Die Lösung gebe Ladstätter Gelegenheit, sich "vor Ort zu profilieren", betonte Hahn, der davon ausgeht, dass die Archäologin im nächsten Jahr die Grabungsleitung übernehmen wird können.

"Denn ich bin 100-prozentig überzeugt, dass Ladstätter ihre Qualitäten wird beweisen können", so Hahn, der auch an die österreichischen Archäologen appellierte, "an einem Strang zu ziehen". Koder wird als Byzantinist jedenfalls auf die Expertise seiner Stellvertreter angewiesen sein.
Ladstätter: "Kann damit leben"
Mit der nun ausgehandelten Lösung sei "sichergestellt, dass Österreich auch weiterhin in Ephesos graben wird können", sagte Hahn. Was offenbar nicht selbstverständlich war, soll doch bei den Verhandlungen auch eine türkische Grabungsleitung im Raum gestanden sein. Ladstätter erklärte am Dienstag auf Anfrage der APA, dies sei "ein Kompromiss, mit dem ich leben kann". Sie habe allerdings noch nicht mit Koder gesprochen und wisse deshalb auch noch nicht, wie er sich das vorstelle und das Jahr plane.

Ephesos gilt als archäologisches Prestigeprojekt für Österreich. Seit 1895 gräbt das ÖAI in der antiken Metropole in der Nähe des heutigen Ortes Selcuk. Nicht zuletzt diese Arbeiten haben dazu beigetragen, dass Ephesos heute ein Tourismusmagnet mit jährlich rund zwei Millionen Besuchern geworden ist.

[science.ORF.at/APA, 29.4.08]
->   Grabungen in Ephesos (ÖAI)
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01.01.2010