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Rote Blutkörperchen aus Kunststoff  
  Wissenschaftler an der University of North Carolina haben künstliche rote Blutzellen entwickelt. Diese könnten helfen, die Folgen von Malaria und Sichelzellenanämie zu bekämpfen.  
Durchschlängeln für den Sauerstoff
Rote Blutkörperchen - Erythrozyten - müssen oft verschlungene Wege gehen, um den Sauerstoff aus der Lunge zu den Organen zu transportieren. Bei der Abgabe des Sauerstoffs an die Körperzellen müssen die scheibenförmigen roten Blutkörperchen Zellzwischenräume in den Kapillaren überwinden und sich dazu verformen. Am Weg zurück zur Lunge nehmen die Erythrozyten Kohlendioxid mit.

Werden die roten Blutkörperchen durch Krankheiten zerstört oder so verformt, dass sie Zellzwischenräume nicht mehr passieren können, entstehen Organschäden wie etwa Milzschwellung, Lungenentzündung, Herz- und Nierenversagen. Nun haben US-amerikanische Forscher rund um Joseph M. DeSimone von der Universität in North Carolina künstliche rote Blutkörperchen entwickelt, die die natürlichen Blutzellen ersetzen könnten.
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Die Forschungsergebnisse wurden unter dem Titel "Nanoparticle Fabrication Methods, Systems, and Materials for Fabricating Artificial Red Blood Cells" als Patent (WO/2008/013952) angemeldet.
->   Abstract zur Patentanmeldung
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Plastik im Blut
Die künstlichen roten Blutkörperchen bestehen aus Polyethylenglykol. Die Teilchen sind biologisch verträglich und binden leicht an diverse Substanzen. Damit können sie nicht nur Sauerstoff und Kohlendioxid transportieren, sondern auch Medikamente. Sie können aber auch als Kontrastmittel bei der Magnetresonanz- oder Ultraschalluntersuchungen eingesetzt werden. An Mäusen wurden die Partikel bereits ohne Nebeneffekte getestet.
Sichelförmige und zerstörte Zellen
Eingesetzt werden könnten die künstlichen roten Blutkörperchen unter anderen bei Patienten mit Malaria, bei der die roten Blutkörperchen zerstört werden, oder bei Hämoglobindefekten.


Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben jährlich über eine Million Menschen an Malaria, meist Kinder oder schwangere Frauen, die meisten in Afrika. Von erblich bedingten Hämoglobinkrankheiten wie Sichelzellenanämie oder Thalassämie sind laut WHO fünf Prozent der Weltbevölkerung betroffen.

Mark Hammer, science.ORF.at, 29.4.08
->   Joseph M. DeSimone
->   Weltgesundheitsorganisation WHO
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01.01.2010