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Medikamenten-Missbrauch im Sport alarmierend  
  Der Schmerzmittel-Missbrauch im Sport ist laut einem deutschen Forscher alarmierend. Ein Mix von bis zu acht Tabletten pro Tag sei nicht ungewöhnlich. Immer mehr Athleten würden prophylaktisch Pillen schlucken.  
Mario Thevis vom Institut für Biochemie und Zentrum für Präventive Dopingforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln macht deutlich: "Der Einsatz schmerzstillender Mittel stellt zumindest einen Grauzonenbereich des Dopings dar."
Gesundheitsschäden drohen
Geschluckt wird im Training wie im Wettkampf. Thevis: "Sehr häufig werden insbesondere entzündungshemmende und schmerzstillende Mittel der Kategorie nicht-steroidaler Antirheumatika wie zum Beispiel Diclofenac oder Aspirin eingenommen."

Gesundheitliche Schäden drohen. Zum Beispiel bei einer dauerhaften Überbelastung von Gelenken, deren Warnsignale in Form von Schmerzen nicht wahrgenommen werden. Der Magen wird angegriffen, gefährlich wird es bei vorgeschädigten Nieren.
Folgen bleiben unbedacht
Schwer einzuschätzen ist, ob die Einnahme der Medikamente vor allem durch Selbstmedikation erfolgt oder aber auch auf Druck von Verein und Trainer. Zudem wirkt sich der ständig zunehmende Terminstress aus.

Über die möglichen Folgen denken die Athleten aber wohl kaum nach. Thevis: "Es ist zu vermuten, dass die möglichen langfristigen Konsequenzen durch die Sportler unterschätzt werden und lediglich der gegenwärtige Vorteil gesehen wird."
Aufklärung und Sensibilisierung
Die Grenze zum Doping ist fließend. Thevis: "Durch den zum Teil prophylaktischen Gebrauch von Schmerzmitteln kann die Leistungsgrenze eines Athleten erhöht beziehungsweise der Leistungseinbruch aufgrund von Schmerzen herausgezögert werden und somit das sportliche Gesamtergebnis beeinflusst werden."

Der Kampf gegen diese Form des Medikamenten-Missbrauchs ist schwierig. Thevis: "Da es im Gegensatz zu dopingrelevanten Verbindungen keine Sanktionen nach Dopingkontrollen geben kann, sind Aufklärung und Sensibilisierung der Athleten meist die einzige Möglichkeit."

Richard Janssen, dpa, 5.5.08
->   Deutsche Sporthochschule Köln
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01.01.2010