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Neuere Schizophrenie-Arzneien viel besser  
  Seit rund zehn Jahren gibt es eine neue Gruppe von Schizophrenie-Medikamenten. Auf diese zweite Neuroleptika-Generation reagieren Patienten laut einer Studie deutlich besser als auf ältere Medikamente.  
Rund 80.000 Menschen leiden in Österreich an Schizophrenie. Doch trotz des hohen Grades an chronischen Verläufen und vielen Spitalsaufenthalten erhält nur etwas mehr als die Hälfte der Behandelten Antipsychotika der zweiten Generation.

Ihre Wirksamkeit hat nun ein Forschteam untersucht, an dem auch Wolfgang Fleischhacker von der psychiatrischen Universitätsklinik in Innsbruck beteiligt war.
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Die Studie "Effectiveness of antipsychotic drugs in first-episode schizophrenia and schizophreniform disorder: an open randomised clinical trial" ist vor kurzem in der Fachzeitschrift "The Lancet" (Bd. 371, S. 1085) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Weniger Nebenwirkungen
Nach den mit starken Nebenwirkungen behafteten Schizophrenie-Medikamenten der ersten Generation gab es vor rund zehn Jahren eine wesentliche Neuentwicklung: die atypischen Antipsychotika der zweiten Generation, bei denen vor allem Parkinson-ähnliche Nebenwirkungen und andere motorische Störungen (steifer Gang etc.) deutlich seltener auftreten.
Knapp 500 Erst-Patienten untersucht
Fleischhacker und ein niederländisches Team haben nun erstmals in einer Studie an 498 Patienten mit neu entwickelter Schizophrenie untersucht, wie viele von ihnen - je nach verwendetem Medikament - nach einem Jahr noch die Behandlung akzeptierten.

Per Zufall hatten die Kranken im Alter zwischen 18 und 40 Jahren, 40 Prozent von ihnen waren Frauen, entweder das alte Neuroleptikum Haloperidol oder eines der neueren Arzneimittel (Amisulprid, Olanzapin, Quetiapin und Ziprasidon) erhalten.
Abbrüche bei alten Medikamenten viel häufiger
Der Experte: "Alle neueren Medikamente waren dem Haloperidol deutlich überlegen. Insgesamt waren mehr als 60 Prozent der Patienten unter den neueren Arzneimitteln nach einem Jahr noch in Therapie. Der Unterschied zu Haloperidol war dramatisch."

Die Therapie-Abbruchraten lagen unter Haloperidol bei 72 Prozent, unter Amisulprid bei 40 Prozent, bei Behandlung mit Olanzapin bei 33 Prozent, unter Quetiapin bei 53 und unter Ziprasidon bei 45 Prozent.
Nur kurzfristig teurer
Die höheren Kosten durch die neueren Medikamente sollten für das Gesundheitswesen keine Rolle spielen. Am teuersten sind nämlich allfällige Spitalsaufenthalte, die sich verhindern ließen.

Fleischhacker: "Die Medikamentenkosten in der Schizophreniebehandlung machen nur einen marginalen Anteil an den gesamten Behandlungskosten aus." Die Studie wurde von Pharmaunternehmen nur indirekt über eine Stiftung unterstützt.

[science.ORF.at/APA, 5.5.08]
->   Wolfgang Fleischhacker, Universitätsklinik Innsbruck
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Schizophrenie
 
 
 
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01.01.2010