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Indien: HIV-Schnelltest gegen Baby-Infektionen  
  Ein HIV-Schnelltest mit Speichelproben kann die Übertragung des Virus durch Mütter an ihre Kinder reduzieren. Das zeigt ein Forschungsprojekt in einem indischen Landkrankenhaus.  
Untersuchung bei Geburt als letzte Chance
Laut Weltgesundheitsorganisation infiziert sich weltweit eine halbe Million Kinder im Alter unter 15 Jahren mit HIV, die meisten von ihnen durch die Mutter während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen.

Laut der nun veröffentlichten Studie von Forschern vom McGill University Health Center an der Universität Montreal werden die meisten schwangeren Frauen in Entwicklungsländern nicht in den frühen Phasen der Schwangerschaft auf HIV getestet. Meist erfolgt der Test erst, wenn die Frauen zur Geburt ins Spital kommen.
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Der Artikel "Impact of round-the-clock, rapid oral fluid HIV testing of women in labor in rural India" von Pai NP, Barick R, Tulsky JP, Shivkumar PV, Cohan D, et al. (2008) ist in der Public Library of Science erschienen.
->   Zur Studie
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Schnelle Reaktion
Im Falle einer HIV-Infektion der Mutter müssten rasch Maßnahmen ergriffen werden, um eine Ansteckung des Kindes zu verhindern. Dazu zählen eine Behandlung mit antiviralen Medikamenten, geänderte Ernährung oder Stillpraxis, aber auch eine Geburt durch Kaiserschnitt.

Herkömmliche HIV-Tests durch venöse Blutabnahme brauchen jedoch mehrere Tage zur Auswertung. Dies lässt den Ärzten zuwenig Zeit, um noch rechtzeitig Schritte zu ergreifen. Ein Schnelltest auf Basis einer Speichelprobe kann hingegen innerhalb von 20 Minuten Ergebnisse liefern.

Das Forscherteam rund um Nitika Pant Pai hat daher in einem indischen Landkrankenhaus in Maharashtra einen solchen Speicheltest bei 1.200 Schwangeren durchgeführt, diese zu den Erfahrungen mit dem Test befragt und ihnen psychologische Beratung angeboten.
Bequemer Test, hohe Genauigkeit
Bei allen Frauen in dem Projekt wurde ein Vergleichstest mit Blutabnahme durchgeführt. Knapp zwei Drittel der getesteten Frauen bevorzugten den oralen Test und würden diesen auch Freundinnen weiter empfehlen. Der Test mit Blutabnahme schied aus Angst vor derselben und wegen möglicher Schmerzen deutlich schlechter ab.

Der Schnelltest war für die Patientinnen nicht nur angenehmer, er war im Test auch sehr genau: Von den 1.200 getesteten Frauen waren 15 HIV-positiv. Der Speicheltest ergab zuerst nur 14 positive Ergebnisse, ein Fall wurde aber durch nachträgliche Neuinterpretation diagnostiziert. Die Ergebnisse von Blut- und Speicheltest stimmten demnach zu 100 Prozent überein.
Auch Kinder geschützt
Von den 15 Kindern, die von HI-infizierten Frauen geboren wurden, waren zwei ebenfalls HIV-positiv. 13 konnten hingegen durch die entsprechenden Maßnahmen vor einer Infektion geschützt werden - zumindest konnte bei einer Untersuchung vier Monate nach Geburt keine Erkrankung nachgewiesen werden.

Die vorliegende Studie belege damit die Brauchbarkeit oraler HIV-Tests besonders in ländlichen Gebieten, wo es keine flächendeckende medizinische Versorgung gibt und Ergebnisse eines Bluttests zu lange auf sich warten lassen würden, um noch schützende Vorkehrungen bei einer Geburt zu treffen.

Laut Webseite der Aids Hilfe Wien wird übrigens von österreichischen Krankenhäusern, die Entbindungen durchführen, größtenteils ein AIDS-Test verlangt.

[science.ORF.at, 6.5.08]
->   McGill University Health Center
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01.01.2010