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Klettern oder Laufen: Energieverbrauch entscheidet  
  Der Energieverbrauch entscheidet, ob sich Affen am Boden oder in Bäumen fortbewegen. Je größer das Tier, desto eher lohnt sich das Laufen. Während der Hausverstand annehmen könnte, dass die Fortbewegung in Ästen für schwere Affen anstrengender ist, hat man nun festgestellt, dass sich der Energieverbrauch beim Klettern im Verhältnis zum Körpergewicht kaum mit der Körpergröße ändert.  
Anders ist dies am Boden: Je größer und schwerer die Affen, desto effizienter wird für sie das Laufen im Vergleich zum Klettern. Kleine Affen hingegen verbrauchen beim Laufen und Klettern annähernd gleich viel Energie.
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Die Studie "The Energetic Cost of Climbing in Primates" von Jandy B. Hanna et. al. ist in Science (Band 320, 16. 5. 08, S. 898) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Kleine Affen klettern, große laufen
Solange die Affen weniger als einen halben Kilo wiegen, steigen sie beim Klettern besser aus. Ab einem halben Kilo Körpergewicht rentiert sich das Laufen. Der Grund dafür ist die zunehmende Beinlänge, die das Laufen effizienter macht. Daher bewegen sich große Affen zur Überwindung weiter Distanzen lieber auf dem Boden, kleine können wahlweise klettern oder laufen.
Seilklettern zum Testen des Sauerstoffverbrauchs
 
Bild: David Haring/Duke University Lemur Center

Das hat die Biologin Jandy B. Hanna mit zwei Kollegen von der Duke University in Durham herausgefunden. Sie ließ Lemuren, Makis, Totenkopfaffen an einem Seil in einem Plexiglaskäfig klettern, maß dabei den Sauerstoffverbrauch der Tiere und verglich die Werte mit dem Sauerstoffverbrauch beim Laufen.

Die kleinsten Affen, darunter auch der Fettschwanzmaki (Bild oben), wogen gerade einmal 17 Dekagramm, der schwerste eineinhalb Kilogramm.

Vom Sauerstoffverbrauch konnten die Wissenschaftler Rückschlüsse auf die Muskelaktivität und damit den Energieverbrauch ziehen.
Besiedlung neuer Nischen
Die Ergebnisse könnten erklären, warum die ersten Primaten einen neuen Lebensraum in den Bäumen erobern konnten. Man nimmt an, dass das Gewicht der ersten Primaten unter einem halben Kilo lag. Da sie das Klettern gleich viel Energie kostet wie das Laufen, konnten sie die neue Nische besetzen, ohne dafür zusätzliche Energie aufwenden zu müssen.

Am effizientesten beim Gehen ist übrigens der Mensch. Der energetische Unterschied zum Klettern ist bei uns am größten. Das zeigen in der Studie zitierte Vergleichswerte.

[science.ORF.at, 16.5.08]
->   Jandy B. Hanna
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01.01.2010