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Ausstellung: Irrwege der Flucht nach Palästina  
  Jüdische Flüchtlinge aus Wien wurden auf ihrem Weg nach Palästina für Jahre in Mauritius interniert. Eine historisch-künstlerische Ausstellung berichtet über Irrwege ihrer Flucht.  
Von den Briten interniert
Mitten im Zweiten Weltkrieg versuchten viele Juden und Jüdinnen nach Palästina zu fliehen - 1940 brachen hunderte von Wien aus mit dem Schiff auf. Doch erreichten sie ihr Ziel nicht, sondern wurden von den Briten auf der Insel Mauritius interniert. Daran erinnert nun eine Ausstellung im Schifffahrtszentrum am Handelskai in Wien - mit Fokus auf zwei Künstler.
Karikaturen und Ölbilder
Tusche-Zeichnungen von britischen Wachebeamten; Karikaturen aus dem Gefängnis, färbige Ölbilder zu religiösen Themen. Die Künstler Fritz Haendel und Peretz Béda Mayer trafen einander auf der Flucht vor 68 Jahren; auf der Flucht nach Palästina. Die Schifffahrt begann im September 1940, doch endete sie nicht wie erhofft in Palästina - denn dort verweigerten die britischen Behörden den circa 3.000 Juden und Jüdinnen den Aufenthalt und deportierten sie auf die Insel Mauritius. An Bord auch die damals fünf Jahre alte Kitti Schrott, die dem Ö1 Radio von ihren Erlebnissen erzählte:

"Das Ganze war eine Horrorgeschichte; diese Fahrt - von einem Schiff zum anderen. Bis man das Ziel, das man nicht wollte - Mauritius - erreicht hat, war es Ende Dezember 1940. Viereinhalb Jahre waren wir auf Mauritius. Ende 1945 durften wir nach Palästina gebracht werden."
Gefängnis Märcheninsel
Die Märcheninsel wurde zum Gefängnis, schildert Elena Makarova, die die Ausstellung "Boarding Pass to Paradise" kuratiert hat. Warten, Ungewissheit und Angst um die Verwandten: "Es war ein kompletter Stillstand. Man konnte dort nur warten, bis alle Verwandten in den Lagern getötet wurden."

Fritz Haendel und Peretz Béda Mayer hielten die Flucht auf dem Schiff sowie in den Internierungslagern auf Mauritius mit Tusche, in Holzschnitten, Karikaturen und auf Fotos fest. Dieser Teil der neuen Ausstellung ist wochentags im Schifffahrtszentrum am Wiener Handelskai zu sehen. Der allgemeine Teil über die Flucht mit dem Schiff Richtung Palästina und die Internierung auf Mauritius ist bis Ende Juli 2008 täglich geöffnet.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 15.5.08
->   Ausstellung "Boarding Pass to Paradise"
->   Schifffahrtszentrum
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Das Leben gerettet, die Heimat verloren
 
 
 
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01.01.2010