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Schlafentzug führt zu "Stromausfällen" im Gehirn  
  Wer glaubt, eine durchwachte Nacht locker wegstecken zu können, der irrt: Zwar arbeitet das "müde" Gehirn die meiste Zeit ganz normal, zwischendurch kommt es aber zu Leistungsabfällen in jenen Arealen, die aus visuellen Eindrücken eine sinnvolle Information machen.  
Das Gefährliche sei der schnelle Wechsel zwischen "Normalbetrieb" und "Stromausfall", erklärte Studienautor Michael Chee der britischen BBC: Dadurch neigen übermüdete Menschen zum Trugschluss, dass sie ihre Aufgabe ohne Probleme meistern. Fehler sind dann oft folgenschwer.
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Die entsprechende Studie, an der Forscher von der britischen Duke University und der National University of Singapore mitgearbeitet haben, ist im "Journal of Neuroscience" erschienen.
->   "Journal of Neuroscience"
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Identifikation von Buchstaben
Die Forscher setzten ihre Versuchspersonen, die einmal die vorangegangene Nacht gut geschlafen hatten, einmal hingegen wach gehalten wurden, vor einen Bildschirm, auf dem Buchstaben aufleuchteten. Sie sahen entweder ein "H" oder ein "S", wobei jeder Buchstabe wiederum aus vielen kleinen "H" bzw. "S" zusammengesetzt war. Manchmal bestand ein großes "H" tatsächlich aus kleinen "H"s, manchmal aber nicht.

Die Versuchspersonen mussten nun entweder den großen oder die kleinen Buchstaben identifizieren, indem sie den entsprechenden Knopf drückten. Währenddessen wurden die Gehirnströme durch Magnetresonanz beobachtet.
Reduzierte Wahrnehmung - ohne "Notstromaggregat"
Bei den müden Menschen traten immer wieder Phasen auf, in denen die Wahrnehmungsintensität und damit auch die Verarbeitung der visuellen Reize deutlich reduziert war.

Auch bei den ausgeruhten Menschen gab es dieses Phänomen, allerdings kann das Gehirn diese "Ausfälle" mit einer Art Notstromaggregat kompensieren: Sobald ein Nachlassen registriert wird, werden die übergeordneten Kontrollregionen des Hirns aktiv und gleichen die fehlenden Kapazitäten aus.
Ausreichend schlafen
Gefährlich sei, dass auch die müden Menschen den Eindruck haben, "normal zu funktionieren" und die Ausfälle erst dann bemerken, wenn es zu einem folgenschweren Fehler kommt, so Neurologe Chee.

Um die Ausfälle zu verhindern, müsse man ausreichend schlafen, schreiben die Neurologen - ein künstliche Mittel gegen die Stromausfälle in Gehirn gibt es - bisher - nämlich nicht.

[science.ORF.at, 21.5.08]
->   Michael Chee
 
 
 
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01.01.2010