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Hungern gegen den Jetlag  
  Reisende könnten Jetlag leichter überwinden, wenn sie ihre Essenszeiten ändern. Darauf weisen Versuche an Mäusen hin: Deren innere Uhr wird nämlich von der Verfügbarkeit der Nahrung gesteuert.  
Zwei innere Uhren
Der sogenannte zirkadiane Rhythmus von Tieren, also der Wechsel zwischen täglichen Wach- und Schlafphasen, wird normalerweise vom Wechsel zwischen Tag und Nacht gesteuert. Dies gilt jedoch nur, wenn ausreichend Nahrung zur Verfügung steht. Das haben Wissenschaftler der Universität Harvard herausgefunden.

Sie haben an Mäusen festgestellt, dass diese eine zweite innere Uhr besitzen. Wird Nahrung für die Mäuse knapp oder ist sie nur während der Schlafzeiten verfügbar, bleiben die Mäuse auch zu jenen Zeiten wach, zu denen sie Nahrung vorfinden. Die zweite innere Uhr, die dies steuert, dominiert in Zeiten der Nahrungsmittelknappheit über jene innere Uhr, die sich am Tageslicht orientiert.
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Die Studie "Differential Rescue of Light- and Food-Entrainable Circadian Rhythms" von Patrick M. Fuller et. al. ist in Science (Band 320, S. 1074) erschienen.
->   Abstract
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Gleiches Gen in zwei Gehirnregionen
Gesteuert werden beide innere Uhren vom gleichen Gen. Dieses ist allerdings in zwei verschiedenen Gehirnregionen aktiv, von wo aus es sich jeweils anders auf das Verhalten auswirkt. Um die Funktion der inneren Uhren zu verstehen, haben die Wissenschaftler die beiden Gene bei den Mäusen in beiden Gehirnregionen abwechselnd deaktiviert.

Jene Mäuse, bei denen die innere Uhr für das Essen ausgeschaltet war und denen Nahrung nur während der Schlafzeiten angeboten wurde, mussten von den Forschern geweckt werden, um nicht zu verhungern. Mäuse mit der intakten inneren (Ess-)Uhr änderten einfach ihren Schlafrhythmus.
Hilfe für Reisende und Schichtarbeiter
Diese Erkenntnisse könnten Reisenden helfen den Jetlag leichter zu überwinden, wie Studienautor und Neurologe Clifford Saper der BBC sagte. Durch eine Änderung der Essenszeiten könnten sich Fernreisende besser an die neue Zeitzone anpassen. Am besten ist es laut Saper, während des Fluges nicht zu essen und so bald wie möglich nach der Landung Nahrung zu sich zu nehmen.

Die Symptome des Jetlags ließen sich dadurch zwar nicht ganz vermeiden, könnten aber gelindert werden. Schichtarbeiter könnten durch das Ändern der Essenszeiten leichter mit ihren Nachtschichten fertig werden, so Saper.

[science.ORF.at, 23.5.08]
->   Clifford Saper
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01.01.2010