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FWF kritisiert GSK-Studie des Forschungsrats  
  Kritik an der kürzlich vom Forschungsrat (RFT) vorgelegten Studie zur Situation der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (GSK) in Österreich übt der Wissenschaftsfonds FWF.  
Nach Ansicht des für GSK zuständigen FWF-Vizepräsidenten Herbert Gottweis würden in der RFT-Studie die GSK "quasi als Sozialfall" und "in der Krise" dargestellt, was nicht den Erfahrungen des FWF entspreche.

Zudem ortet der Wissenschaftsfonds in der RFT-Studie den Wunsch nach einer "verordneten Schwerpunktsetzung", nach einem "Groß-Design für die GSK". "Das wäre der falsche Weg", so Gottweis am Dienstag Abend vor Journalisten in Wien.
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Kritische Studie
Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) hat Anfang April die GSK-Studie vorgelegt, in der u.a. die "kurzfristige und zersplitterte Forschungsförderung für die GSK" sowie das Fehlen einer thematisch-programmatischen Ausrichtung kritisiert wurde. Dies habe zu einer Fragmentierung, inhaltlichen bzw. thematischen und organisatorischen Kleinteiligkeit sowie Individualisierung von Exzellenz geführt, heißt es in der RFT-Studie.
->   Geisteswissenschaften: Wenig Geld und wenig Ehre
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20 Prozent des FWF-Geldes
Diesen Befund kann der FWF nicht teilen und beruft sich dabei auf eigene Analysen. So gebe es im FWF ein "starke Bekenntnis zu den GSK", sagte Gottweis unter Verweis auf die rund 20 Prozent des gesamten FWF-Förderbudgets (2007: 163,3 Mio. Euro), die im Schnitt pro Jahr im Bereich GSK vergeben werden.

Dieser Prozentsatz sei nicht festgelegt, sonder folge den "Gesetzen des Wissenschaftsmarktes".
Gegen Steuerung von oben herab
Gottweis stört auch die vom RFT kritisierte "Zersplitterung" nicht: "Für ein kleines Land wie Österreich ist es nicht schlecht, wenn viele Blumen blühen." Dies ermögliche Flexibilität. Der FWF versuche auch, diese Vielfalt zu fördern, "wir glauben nicht zu wissen, wohin es gehen soll", argumentiert Gottweis dagegen, die Forschung im GSK-Bereich von oben herab in eine bestimmte Richtung zu steuern.

Solche Mega-Programme gebe es auch in den Naturwissenschaften nicht, sie würden "auf Kosten der Vielfalt und Selbstorganisation der Wissenschaft gehen".
Tendenz zur Schwerpunktsetzung
Dennoch gebe es - auch vom FWF unterstützt - Tendenzen zur Schwerpunktsetzung, etwa durch Spezialforschungsbereiche oder Doktoratskollegs, die in zunehmender Zahl auch im Bereich GSK eingerichtet würden, allerdings immer "bottom up" entstünden.
Karrierewege und Frauenförderung
Handlungsbedarf sei aber durchaus gegeben, der unterscheide sich aber nicht von anderen Wissenschaftsdisziplinen.

Als eines der größten Probleme nannte FWF-Präsident Christoph Kratky etwa die Personalrekrutierung angesichts einer bevorstehenden Emeritierungswelle an den Universitäten, die Schaffung attraktiver Karrierewege und Frauenförderung.
Problem außeruniversitäre Institute
Falk Reckling, Leiter der GSK-Abteilung im FWF, verweist zudem auf die zahlreichen außeruniversitären Forschungsinstitute im Bereich GSK, die oftmals "von der Hand in den Mund" leben und nicht den langen Atem hätten, um in die Grundlagenforschung zu gehen. Hier müsste die Politik überlegen, wie man deren langfristige Finanzierung absichern könne, bestehende Instrumente dafür wären zu klein.

[science.ORF.at/APA, 28.5.08]
->   Studie "Struktur der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften in Österreich"
->   FWF
 
 
 
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01.01.2010