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Elfmeter: Tormann hat theoretisch keine Chance  
  Wie man einen Elfmeter schießt, hat Ivica Vastic gestern eindrücklich unter Beweis gestellt. Rein rechnerisch hat ein Tormann beim Elfer keine Abwehrchancen - was vor allem an seiner Reaktionszeit liegt.  
Allerdings bedienen sich versierte Goalies diverser Tricks und können so die Trefferquote der Schützen mit 70 bis 80 Prozent halbwegs im Zaum halten.
Trick: Vorzeitig abspringen
Als ersten Kunstgriff wählen viele Torwarte vorzeitig eine Ecke für den Sprung. Der Goalie springt dabei - während sein Kontrahent noch beim Schuss ist - gleichsam ins Blaue. Hat er die Ecke erraten, stehen die Chancen für ihn gut, das Leder noch vor der Linie zu erhaschen. Hat er die Ecke nicht erraten, ist sowieso alles egal, dann kann er nur noch zuschauen.

Trifft der Goalie keine voreilige Entscheidung, hat er deutlich schlechtere Karten - vorausgesetzt der Schütze ist halbwegs auf Zack.
Ball fliegt mit über 100 km/h
Laut Physikern schafft ein versierter Stürmer eine Ballgeschwindigkeit von 100 bis 120 km/h, das Leder ist bei so einem Prachtschuss 0,34 bis 0,4 Sekunden bis zur Torlinie unterwegs.

Bei einer Reaktionszeit von 0,2 Sekunden - für einen Torwart ein realistischer Wert, der sich auch durch intensivstes Training kaum verbessern lässt - bedeutet dies, dass der Goalie erst eine Chance zur Reaktion hat, wenn der Ball bereits im Fünfer-Bereich oder sogar weiter ist.

Dementsprechend gering sind seine Chancen, noch irgendeine erfolgreiche Abwehrmaßnahme zu treffen.
Maximaler Abfangradius: 1,8 Meter
Rechnerisch lässt sich das eindrucksvoll belegen. Grob gerechnet, bleiben dem Torwart nach Ablauf der Reaktionszeit noch 0,2 Sekunden, um in die richtige Richtung abzuheben.

Ein trainierter Sportler erreicht dabei laut Medizinern eine Absprunggeschwindigkeit von rund vier Metern pro Sekunde, das bedeutet eine Strecke - bis der Ball die Linie passiert - von 0,8 Metern nach rechts oder links.

Die Reichweite der Arme eingerechnet, kann der Tormann damit einen Abfang-Radius von rund 1,8 Metern erreichen.
Ein Meter ist - rein physikalisch - unerreichbar
Das bedeutet, dass selbst für einen Weltklassetormann ein Bereich von wenigstens einem Meter Entfernung von der Stange bleibt, die er aus physikalischen Gründen nicht erreichen kann, wenn er darauf wartet, bis er die richtige Ecke wahrnimmt.

Mit der Taktik, früher - auf gut Glück oder seinem Instinkt folgend - zu springen, kann er seine Chancen somit steigern.

[science.ORF.at/APA, 13.6.08]
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01.01.2010