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Neuer Test: Pro Minute Kämmen fallen zehn Haare aus  
  Neben dem krankhaften Haarausfall gibt es auch noch den "natürlichen". Rund 100 Kopfhaare verliert ein Mensch pro Tag, so lautet eine weit verbreitete Einschätzung. Diese ist wissenschaftlich aber alles andere als hieb- und stichfest, meinen US-Dermatologen. Sie haben daher eine Überprüfungsmethode optimiert - den "standardisierten 60-Sekunden-Haarlass-Test".  
Angewendet haben ihn die Dermatologin Carina Wasko vom Baylor College of Medicine in Houston und ihre Kollegen bereits: Dabei ist herausgekommen, dass Männer pro Test-Kämmen durchschnittlich etwas mehr als zehn Haare verlieren.
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Die entsprechende Studie "Standardizing the 60-Second Hair Count" ist am 17.6.08 in der Fachzeitschrift "Archives of Dermatology" (Bd. 144, S. 759) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Krankhafter und normaler Haarausfall
Vor allem für Männer gilt er als Schreckgespenst, den es mit Hilfe unterschiedlicher Mittel zu bannen gilt: der Haarausfall, im Medizinerdeutsch auch Alopezie genannt. Was mit Geheimratsecken und Mönchsfrisur beginnt, kann aus einer Vielzahl an Gründen zu einer veritablen Glatze ausarten.

Neben diesem krankhaften Haarverlust gibt es aber auch noch die "normale" Form: Kopfhaar regeneriert sich ständig, wächst pro Monat im Schnitt einen Zentimeter und fällt auch ganz normal aus. 100 Stück pro Tag, so lautet die auch unter Dermatologen übliche Einschätzung.
Haarverlust bisher empirisch nicht im Griff
Dass diese "Weisheit" nicht auf Empirie, sondern auf einer reinen Hochrechnung beruht, darauf machen Carina Wasko und ihr Team zu Beginn ihrer Studie aufmerksam:

Zum einen wird dabei angenommen, dass durchschnittlich 100.000 Haare einen menschlichen Kopf zieren; zum anderen, dass sich zehn Prozent davon in der Ruhephase ihres Lebenszyklus ("Telogenhaare") befinden - nachdem diese Phase rund 100 Tage dauert, lässt sich auf einen Verlust von 100 Haaren pro Tag schließen.
Neuanwendung einer bekannten Methode
Klinisch überprüft sei diese Zahl bisher nie geworden, betonen Wasko und Kollegen. Zwar gebe es eine Reihe von Methoden, diese seien aus verschiedenen Gründen aber nicht zuverlässig.

Am vielversprechendsten scheint ihnen die "60-Sekunden-Haarzählung", die bereits von dem renommierten Dermatologie-Kollegen Albert Kligman in den 1980er Jahren angewandet wurde.

Sein Sample sei aber zu klein gewesen, schreiben die Forscher. Und so haben sie es nun mit 60 Männern, die zwischen 20 und 60 Jahre alt waren und nicht unter Haarausfall litten, aufs Neue probiert.
Standardshampoo und Standardkamm
Das Setting sieht folgendermaßen aus: Die Probanden wuschen sich drei Tage hintereinander morgens mit einem standardisierten Shampoo den Kopf.

Am vierten Tag kämmten sie sich vor der Morgenwäsche mit einem ebenfalls standardisierten Kamm ("Cleopoatra 400, Krest Combs") das Haar: vom Scheitelansatz nach vorne - und über einem kontrastfärbigen Handtuch, auf dem sich die ausgekämmten Haare sammelten.

Der 60-sekündige Vorgang wurde drei Tage lang wiederholt, nach einem halben Jahr die gesamte Prozedur noch einmal durchgeführt.
Resultate noch nicht völlig befriedigend
Die Resultate: Die 20- bis 40jährigen verloren durchschnittlich 10,2 Haare pro Minutentest, bei einer Brandbreite von null bis 78 Haaren. Bei den 41- bis 60jährigen waren es im Schnitt 10,3 Haare, die Bandbreite war mit null bis 43 Haaren sogar geringer.

Der Haken der Studie: Frauen waren nicht beteiligt. Und wie viele Haare Männer nun wirklich pro Tag verlieren, verraten die Forscher auch nicht.

Dafür haben sie nach Eigenüberzeugung ein "einfaches, praktisches und objektives Werkzeug für die Messung von Haarverlust" gefunden. Und darauf lässt sich für zukünftige Studien ja auch aufbauen.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, 17.6.08
->   Carina Wasko, Baylor College of Medicine
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01.01.2010