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Erstmals Tablette gegen Multiple Sklerose  
  Erstmals könnte es eine Therapie gegen Multiple Sklerose ohne Spritzen geben. Die Substanz Laquinimod verringert die Zahl der Entzündungsherde im Gehirn um rund 40 Prozent.  
Sie kann täglich in Tablettenform eingenommen werden und hat in einer mittelgroßen Phase-II-Studie gute Erfolge gebracht.
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Die entsprechende Studie "Effect of laquinimod on MRI monitored disease activity in patients with relapsing-remitting multiple sclerosis" ist in der Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht worden (Bd. 371, S. 2085; 21.6.08).
->   Abstract der Studie
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Bisher nur Therapie mittels Spritzen
Bisher stehen bloß injizierbare Medikamente zur Verfügung. Die am häufigsten verwendeten Präparate - Beta-Interferone und Glatirameracetat - reduzieren die MS-Krankheitsschübe um rund ein Drittel und können die Entwicklung von Invalidität aufschieben.

Das israelische Pharmaunternehmen Teva hat nun die Substanz Laquinimod entwickelt, die Entzündungen hemmt. Die Entwicklung einer chemisch ähnlichen Substanz (Linomid) wurde vor allem wegen des Auftretens von Herz-Komplikationen gestoppt.
Zwei Dosierungen getestet
Der italienische Neurologe Giancarlo Comi von der Universität Vita-Salute in Mailand und die Co-Autoren testeten nun zwei unterschiedliche Dosierungen von Laquinimod im Vergleich zu einem Scheinmedikament bei insgesamt 306 Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose.

Die drei Patientengruppen waren annähernd gleich. Die Untersuchung lief 36 Wochen lang. Als Parameter wurde die Zahl der MS-typischen Entzündungsherde im Gehirn gewählt. Sie kann man durch wiederholte Magnetresonanz-Untersuchungen (MR) bestimmen.
40 Prozent weniger Entzündungsherde
Das Ergebnis laut den Fachleuten: Bei der letzten MR-Untersuchung wiesen jene Patienten, die 0,6 Milligramm der Substanz erhalten hatten, im Durchschnitt 2,6 Entzündungsherde im Gehirn auf, die Placebo-Patienten hingegen im Durchschnitt 4,2.

Das war eine Reduktion um 40,4 Prozent. Die geringere Dosierung mit 0,3 Milligramm Laquinimod hatte offenbar keinen Effekt.
Maßstab für Krankheitsaktivitä
Das muss noch nicht die Verhinderung von MS-Schüben bedeuten. Aber die Zahl und die Größe der Entzündungsherde im Gehirn von Patienten werden als Marker für die Krankheitsaktivität angesehen.

Zu hoffen wäre, dass eine großangelegte Phase-III-Studie mit deutlich mehr Patienten beweist, dass die Kranken weniger akute Episoden des Leidens haben.

Bei den Nebenwirkungen fiel vor allem eine vorübergehende Erhöhung der Leberwerte auf.

[science.ORF.at/APA, 19.6.08]
->   Giancarlo Comi, Universität Vita-Salute
->   Teva Pharmaceuticals
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema MS
 
 
 
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01.01.2010