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Übergewicht und Rauchen verschlechtern Krebsstatistik  
  In den meisten Ländern Europas geht die Zahl der Krebserkrankungen und damit verbundener Todesfälle zurück. Reichere Länder mit effizienter Vorbeugung sind dabei gegenüber ärmeren Ländern bevorzugt. Wie eine europaweite Studie zeigt, gibt es noch weitere Ausnahmen von dem positiven Trend: Bei Frauen werden Brustkrebs nach der Menopause und Rauch-bedingte Erkrankungen wie Lungenkrebs immer häufiger. Und Übergewicht führt zu immer mehr Fällen von Dickdarmkrebs.  
"Prävention und Gesundheitsmanagement gehen in Europa in die richtige Richtung. Trotzdem aber muss man noch viel erreichen. Das gilt speziell für das Rauchen bei Frauen und bei der Epidemie der Fettsucht ", schreibt ein Team an Wissenschaftlern um Jan Coebergh vom Erasmus Medical Center in Rotterdam.

Sie haben die Entwicklung der Jahre 1990 bis 1994 beziehungsweise 2000 bis 2002 bei 17 verschiedenen Krebsarten in 21 europäischen Staaten verglichen.
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Die Studie "Recent trends of cancer in Europe: A combined approach of incidence, survival and mortality for 17 cancer sites since the 1990s" ist in einem Sonderheft des "European Journal of Cancer" im Juli 2008 erschienen (Bd. 44, S. 1.345).
->   Abstract der Studie
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Günstige Trends in reicheren Ländern
Pro Jahr sterben in Europa rund 1,7 Millionen Menschen an Krebs. Für das Jahr 2020 werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 15 Millionen Erkrankungen und zehn Millionen Todesfälle vorhergesagt.

Wie schon von früheren Studien bekannt ist, sind wachsende Zahlen vor allem ein Problem wirtschaftlich weniger entwickelter Staaten.

"Die Trends bei der Krebshäufigkeit waren in den reicheren Staaten Nord- und Westeuropas allgemein günstig - außer bei den bösartigen Erkrankungen, bei denen Übergewicht eine Rolle spielt. Während bei den Männern in Nord-, West und Südeuropa die tabak-assoziierten Krebserkrankungen (vor allem Lungenkrebs, Anm.) zurückgingen, stiegen sie in beiden Geschlechtern in Zentraleuropa an, bei den Frauen war das in ganz Europa der Fall", schreiben Coebergh und seine Co-Autoren in der aktuellen Studie.
Organisierte Massentests zahlen sich aus
Das schlägt auch auf die Krebssterblichkeit durch. Die Wissenschaftler: "Die Überlebensraten bei Krebserkrankungen erhöhten sich generell. Das ist zumeist durch den besseren Zugang zur Diagnostik und zur Behandlung bedingt.

Besonders auffällig war das durch organisiertes oder zufälliges Screening auf Brust- und Prostatakarzinome sowie Melanome in den reicheren Ländern. Somit waren die Mortalitäts-Trends im Allgemeinen günstig - allerdings mit Ausnahme der rauch-bedingten Krebsarten."
Übergewicht führt zu mehr Dickdarmkrebs
Ungünstig fällt die Entwicklung bei Dickdarmkrebs aus. Seit langem ist bekannt, dass Übergewicht das Risiko erhöht. Zwar könnte man durch regelmäßige Darmspiegelungen (Koloskopien) einen Gutteil der Karzinome im Frühstadium entdecken, doch geschieht das noch immer zu selten. Gerade hier gibt es einen negativen Trend.

Österreich ist hier recht mittelmäßig mit einem Anstieg der Häufigkeit von Dickdarmkarzinomen bei den Männern im Untersuchungszeitraum von 38,8 auf 45 und bei Frauen von 23,9 auf 26,1. Die Sterblichkeit ging dagegen bei den Männern von 18,6 auf 16,5 pro 100.000 zurück, bei den Frauen blieb sie mit 8,4 am Beginn und 8,5 Todesfällen am Ende der Beobachtungszeit ziemlich gleich.

Sehr hoch bei der Häufigkeit von Dickdarmkrebs lagen die tschechischen Männer mit zuletzt 58,4 Erkrankungen pro 100.000 und Jahr (2004). Die Frauen weisen dort nur die Hälfte dieses Risikos auf. Auch bei den Todesfällen kommen Tschechen in beiden Geschlechtern etwa auf das Doppelte der österreichischen Zahlen.
Lungenkrebs: Frauen "holen auf"
Beim Lungenkrebs liegt Österreich (es wurden die Daten von Tirol herangezogen) mit einer Häufigkeit von 42,8 Neuerkrankungen bei den Männern (1994) bzw. 42 im Jahr 2003 ziemlich im Mittelfeld, ebenso bei den Frauen mit 12,4 und 12,8, was schon einen leichten Anstieg bedeutete. Die Sterblichkeit ging bei den Männern etwas zurück, bei den Frauen erhöhte sie sich leicht.

In Polen gab es 1994 noch eine exorbitant hohe Erkrankungsrate unter den Männern mit 85,6 Neuerkrankungen pro 100.000 (1994). Das reduzierte sich auf 63,1 im Jahr 2004

Die höchste Lungenkrebssterblichkeit bei Frauen weisen derzeit (2003) die Däninnen mit 27,9 pro 100.000 auf.
Mehr Brustkrebs, weniger Todesfälle
Die Häufigkeit von Brustkrebs stieg in Österreich zwischen 1994 und 2003 von 68,8 neuen Fällen pro 100.000 auf 77,7. Die Sterblichkeit nahm hingegen von 22,1 auf 15,8 Todesfälle pro 100.000 deutlich ab. Die höchsten Erkrankungsraten wurden in den Niederlanden mit 88,2 bzw. 90,6 registriert, was auch zu einer hohen Mortalität in dem Beobachtungszeitraum führte.

[science.ORF.at/APA, 2.7.08]
->   European Cancer Organisation ECCO
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01.01.2010