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Studie: Bevölkerung profitiert von Nationalparks  
  Die Einrichtung von Nationalparks in den Ländern Afrikas und Lateinamerikas zahlt sich für die lokale Bevölkerung aus: Sie wächst an den Grenzen der Parks im Schnitt fast doppelt so schnell wie im Rest des Landes.  
Dies hat eine Untersuchung von US-Forschern in 306 Schutzgebieten ergeben. Wahrscheinlich sei diese Entwicklung auf die besseren Arbeitsmöglichkeiten und die bessere Infrastruktur im Umfeld der Schutzgebiete zurückzuführen.

Die Studie widerspricht der oft geäußerten Befürchtung, die Parks würden als eine Form des Neokolonialismus die lokale Bevölkerung von der traditionellen Landnutzung und den natürlichen Ressourcen ausschließen.
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Die Studie "Accelerated Human Population Growth at Protected Area Edges" ist in "Science" (Bd. 321, S. 123; 4.7.08) erschienen.
->   Science
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IUCN-Schutzgebiete untersucht
Bild: George Wittemyer
Samburu Nationalpark in Kenia
In den vergangenen 30 Jahren sei die insgesamt unter Schutz gestellte Landfläche um 500 Prozent gestiegen, schreiben die Forscher um den Ökologen George Wittemyer von der University of California in Berkely.

Experten waren jedoch bislang uneins darüber, ob diese Entwicklung auch der ansässigen Bevölkerung zugute kommt.

Das Team um Wittemyer untersuchte nun die Bevölkerungsentwicklung in einer zehn Kilometer Zone um 306 von der Internationalen Naturschutzorganisation IUCN ausgewiesenen Schutzgebiete und Weltnaturerbestätten.

In 245 dieser Gebiete was das Bevölkerungswachstum höher als in ländlichen Gegenden des gleichen Landes.
Keine Abwanderung aus den Nationalparks
Die Wissenschaftler zeigten in ihrer Untersuchung auch, dass dieser Unterschied nicht lediglich auf bessere landwirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten in der Nähe der Parks zurückzuführen ist.

Da die Bevölkerungszahlen auch im Inneren der Parks nicht gesunken waren, sei ebenfalls auszuschließen, dass die dort lebenden Menschen einfach an die Ränder der Schutzzone gewandert waren.
Erklärung: Bessere Infrastruktur
Stattdessen fanden die Forscher einen direkten Zusammenhang der Bevölkerungszahlen mit der Höhe der Gelder, die vom Globalen Umweltfonds (GEF) für Naturschutzprojekte gezahlt worden waren: Je mehr Geld in ein Schutzgebiet geflossen war, desto mehr Menschen waren dort hingezogen.

Die Investitionen führten zum Bau von Straßen, Schulen, Kliniken oder Abwasserreinigungsanlagen ¬ also zu einer Infrastruktur, die in anderen Teilen der Länder oft fehlte, schreiben die Forscher.
Paradoxe Folge: Artenvielfalt bedroht
Allerdings habe die Einrichtung von Naturparks auch seine Schattenseiten, berichten die Wissenschaftler weiter. In der direkten Umgebung bedrohe die Ansiedlung der Menschen Naturschutz und Artenvielfalt.

So sei die Abholzungsrate in Wäldern um die Schutzgebiete herum am höchsten, wo das Bevölkerungswachstum am stärksten sei.

Wenn Menschen aufgrund der besseren ökonomischen Möglichkeiten in die Nähe von Schutzgebieten ziehen, verschlimmere dies ironischerweise die Bedrohung der Artenvielfalt, die die Schutzgebiete eigentlich mindern wollten.

[science.ORF.at/dpa, 4.7.08]
->   IUCN
->   Globaler Umweltfonds
->   George Wittemyer, University of California
 
 
 
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01.01.2010