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Menschen spielen lieber mit menschenähnlichen Maschinen  
  Der klassische Turing-Test ist der Frage nachgegangen, ob Maschinen denken können. Menschen schätzen dabei ohne Sichtkontakt ein, ob sie mit einem anderen Menschen oder mit einem Roboter kommunizieren. Wie wichtig deren Aussehen ist, haben nun deutsche Forscher untersucht. Ihr Schluss: Menschenähnliche Roboter werden nicht nur als intelligenter eingeschätzt, es macht auch mehr Spaß, mit ihnen zu spielen.  
Dies berichtet eine Forschergruppe um den Psychologen Sören Krach vom Universitätsklinikum Aachen.
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Die entsprechende Studie "Can Machines Think? Interaction and Perspective Taking with Robots" ist in der Open-Access-Fachzeitschrift "PLoS ONE" (doi:10.1371/journal.pone.0002597) erschienen.
->   Die Studie
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Spiel des Gefangenendilemmas
Die Forscher ließen 20 Probanden gegen einen Computer, zwei unterschiedlich menschenähnliche Roboter und einen Menschen das "Gefangenendilemma" spielen.

Bei dem berühmten Beispiel aus der Spieltheorie wird das Kooperationsverhalten und Vertrauen der Beteiligten auf die Probe gestellt.
Drei verschiedene Maschinen, ein Mensch
 
Bild: PLoS One - Creative Commons

Die drei Maschinen und der menschliche Gegner spielten exakt dieselben Züge. "Das Verhalten war also komplett identisch", sagte der Psychologe Sören Krach. Die Versuchsteilnehmer wussten das jedoch nicht.

Zunächst saßen die Probanden den jeweiligen Spielpartnern gegenüber. Danach setzten sie eine Videobrille auf und spielten in einem Kernspintomographen weiter. Die Forscher beobachteten dabei die Gehirnaktivitäten.

Der erste Roboter - jener mit der größten menschlichen Ausprägung - hatte zwei Arme, zwei Beine, Gesicht, Mimik und konnte selbst Knöpfe drücken. Der zweite Roboter war eine einfache Maschine mit zwei Armen (siehe Bilder oben). Die dritte Maschine war ein einfaches Notebook.
Menschenähnlichkeit wird auch so wahrgenommen
Mit dem antropomorphen Roboter BARTHOC als Spielpartner arbeiteten bei den Probanden die Areale im Gehirn, die beim Hineinversetzen in andere Menschen aktiv sind.

Für die Forscher war das ein erstaunliches Ergebnis. Die Probanden waren Naturwissenschaftler, "die eigentlich wissen, dass Roboter Maschinen sind und durch einen Chip angeworfen werden", sagte Krach.

Trotzdem verhielten sie sich im Spiel so, als habe ihr Gegenüber rationale Gedanken. "Sie haben etwas hineininterpretiert in einen sinnfreien Datenstrom", sagte der Psychologe.
Mehr Spaß, mehr Intelligenz
Bei Befragungen nach den Experimenten gaben die Probanden zudem an, beim Spiel mit dem menschenähnlichen Roboter mehr Spaß gehabt zu haben.

Sie schätzten seine Spielzüge auch intelligenter ein als die - gleichen - Spielzüge der anderen Maschinen.

[science.ORF.at/APA/dpa, 9.7.08]
->   Sören Krach, Universitätsklinikum Aachen
->   Gefangenendilemma (Wikipedia)
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Wer hat Geist - wer nicht?
->   50. "Geburtstag": Zukunft der Künstlichen Intelligenz
 
 
 
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01.01.2010