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Deutschland hat nun auch eine Nationale Akademie  
  Deutschland hat seit Montag eine Nationale Akademie der Wissenschaften. Nach jahrelangen Diskussionen erhielt die Leopoldina in Halle, die älteste naturwissenschaftliche Akademie Europas, diesen bedeutenden Rang.  
Eifersüchteleien der einzelnen deutschen Länderakademien wie auch das ständige Bund-Länder-Kompetenzgerangel in den föderalen Bundesrepublik hatten das Ausrufen einer Deutschen Nationalakademie bisher stets verhindert.

Zum Vergleich: Die Royal Society in Großbritannien oder die Académie des Sciences in Frankreich existieren bereits seit rund 350 Jahren.

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften wurde 1847 gegründet.
Eine kaiserliche Gelehrteineinrichtung
Dass sich ausgerechnet die schon 1652 gegründete Akademie der Naturforscher Leopoldina jetzt mit dem Titel der Nationalen Akademie der Wissenschaften schmücken darf, ist zugleich ein Stück Ironie der deutschen Geschichte:

Die Leopoldina ist die einzige unter den Gelehrteneinrichtungen, die einst auch vom deutschen Kaiser geadelt und unterstützt wurde - während die anderen traditionsreichen Akademien in Berlin-Brandenburg, Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Leipzig, Mainz und München ihre Gründung nur der Gnade der Landesfürsten verdankten.
Argwohn der anderen deutschen Bundesländer
Und die Leopoldina ist auch die einzige Akademie, für die der Bund schon seit der Wiedervereinigung 80 Prozent der Kosten getragen hat - zum Argwohn der anderen Bundesländer.

Noch 1991 musste sich die Bundesregierung gegenüber den auf ihre Länderkompetenzen pochenden Ministerpräsidenten schriftlich verpflichten, dass dieser Bundesanteil "nicht den Einstieg in eine Nationalakademie bedeutet".
Ziel: Bei Zukunftsfragen mitreden
Politikberatung soll die neue Nationalakademie machen - etwa bei Zukunftsfragen wie dem Klimawandel und der alternden Gesellschaft.

Doch Leopoldina-Präsident Volker ter Meulen erhebt dabei für seine neue Nationalakademie keinen Universalanspruch: "Wir können nicht alle Fragen der Lebensproblematik eines Volkes klären" - oder dabei "gar das Rad neu erfinden", sagt der angesehene Virologe. Es gehe vor allem darum, der Politik bei schwierigen Entscheidungen das Für und Wider fundiert darzulegen.
Widerstände überwogen bis vor kurzem
 
Bild: EPA

Leopoldina-Präsident Volker ter Meulen (Mitte) mit dem deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler, der auch Schirmherr der Nationalakademie ist, und Forschungsministerin Annette Schavan beim Festakt am Montag in Halle.

Nach einigem Tauziehen hinter den Kulissen konnte Schavan nach außen hin fast lautlos die Widerstände überwinden.

Noch vor zehn Jahren hatten Unions- wie SPD-geführte Länder ihrem damaligen Amtsvorgänger Jürgen Rüttgers (CDU) für das ehrgeizige Vorhaben geschlossen die rote Karte gezeigt.
Budget: Im Vergleich mit anderen Ländern bescheiden
Doch vergleicht man die Finanzausstattung der neuen Nationalakademie mit der Londoner Royal Society oder etwa der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften, die seit 1901 jährlich den Nobelpreis vergibt, so mutet das Budget in Halle eher bescheiden an.

Bis 2010 werden jährlich vier Millionen Euro laufende Kosten veranschlagt - von denen der Bund 80 Prozent und Sachsen-Anhalt 20 Prozent übernehmen. Für die Aufbauphase gibt der Bund noch einmal 2,5 Millionen Euro jährlich hinzu.

Karl-Heinz Reith, dpa, 14.7.08
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01.01.2010