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Schlaflose Nächte verursachen falsche Erinnerungen  
  Mangelnder Schlaf führt zu falschen Erinnerungen. Eine Tasse Kaffee kann dem Gedächtnis aber wieder auf die Sprünge helfen. Dies haben Forscher der Universität zu Lübeck in einem Experiment herausgefunden.  
Sie gaben Freiwilligen am Abend eine Liste von Wörtern zum Auswendiglernen. Alle notierten Begriffe wie "Weiß", "Dunkel, "Katze" und "Nacht" riefen Assoziationen mit dem Wort "Schwarz" hervor. "Schwarz" selbst stand nicht auf der Merkliste. Dann wurden die Versuchsteilnehmer in zwei Gruppen geteilt: Die einen durften schlafen, die anderen mussten wach bleiben.

Am Morgen sollten sich die Testpersonen an die Begriffe erinnern. Um die Aufgabe zu erschweren, fügten die Forscher der Liste neue Wörter hinzu und fragten dann, welche Begriffe auf der ursprünglichen Liste gestanden sind.
Von falschen Antworten überzeugt
Die übermüdeten Probanden gaben häufiger falsche Antworten als die ausgeschlafenen und glaubten sich außerdem an das Wort "schwarz" zu erinnern.

"Die Unausgeschlafenen waren sich absolut sicher, dass die falschen Wörter auf der Liste standen", sagt die Forschungsleiterin Susanne Diekelmann dem Onlinedienst von "Nature", "manchmal waren sie sogar von den falschen Antworten überzeugter als von den richtigen."
Gedächtnis macht Fehler bei Abrufung
Diekelmann meint, dass im übermüdeten Zustand Informationen nicht korrekt aus dem Gedächtnis abgerufen werden können. Die zuvor übermüdeten Testpersonen konnten sich, nachdem sie geschlafen hatten, genauso gut an die Wortliste erinnern wie die Versuchsteilnehmer, die keinem Schlafentzug ausgesetzt waren.
Teilnehmer bekamen Koffein
Die Forscher gingen in ihrer Untersuchung noch einen Schritt weiter und testeten, ob Koffein den fehlerhaften Abruf von Gedächtnisinhalten korrigieren kann. Sie gaben daher einem Teil der schlaflosen Teilnehmer eine Stunde vor Abfrage der Wortliste Kaffee oder Placebos.
10% weniger falsche Antworten
Die Gruppe, die Kaffee getrunken hatte, hatte zehn Prozent weniger falsche Antworten. Die richtigen Erinnerungen stiegen also wieder. Brian McCabe von der Cambridge Universität bezeichnet diesen Effekt im Gespräch mit "Nature" als "ziemlich bemerkenswert".
Kaffee gut für Präfrontalen Cortex
Diekelmann glaubt, dass sich Koffein auf den Präfrontalen Cortex auswirkt, einem Bereich im Gehirn, der durch Schlafentzug beeinträchtigt wird und der hilft zwischen Dingen, die tatsächlich passiert sind, und Dingen, über die nur nachgedacht wurde, zu unterscheiden.
Untersuchung lückenhaft
Diekelmann meint, die Erkenntnis um die falschen Erinnerungen könne in besonderen Situationen, etwa bei Zeugenbefragungen, eine wichtige Rolle spielen. Mc Cabe stimmt zu, aber betont, dass nicht untersucht wurde, ob die Wiedergabe richtiger oder falscher Erinnerungen von der Qualität des Schlafs abhängig ist.

[science.ORF.at/16.7.08]
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01.01.2010