News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Erstes komplettes Kunstherz in Innsbruck implantiert  
  Am vergangenen Donnerstag wurde erstmals in Österreich an der Universitätsklinik für Herzchirurgie Innsbruck ein kommerziell verfügbares "total artificial heart" (zur Gänze künstliches Herz) implantiert.  
Das CardioWest TAH sei derzeit weltweit das einzige kommerziell verfügbare Kunstherz dieser Art, hieß es von Seiten der Klinik.

Durchgeführt hat die rund viereinhalbstündige Operation der Herzchirurg Herwig Antretter: "Sie ist an sich komplikationsfrei verlaufen", erzählte er im ORF Radio.
Nötig nach Akut-Bypassoperation
Der 56-jährige Patient hatte Anfang Juli einen ausgedehnten Myocardinfarkt erlitten und war anschließend der Herzchirurgie Innsbruck zur Akut-Bypassoperation zugewiesen worden.

Diese wurde am 5. Juli zwar erfolgreich durchgeführt, allerdings war der Herzmuskelschaden bereits so ausgedehnt, dass postoperativ die intensivmedizinische Stabilisierung nicht mehr möglich war.

In dem Eingriff wurde nach der Entfernung des schwerst geschädigten, funktionsuntüchtigen eigenen Herzens das Kunstherz implantiert. Derzeit wird der Patient an der Intensivstation der Transplantationschirurgie betreut.
Die meisten Kunstherzen unterstützen das Herz
Die bisher verwendeten sogenannten "Kunstherzen" sind Unterstützungssysteme, die neben dem erkrankten Herzen die Kreislauffunktion stabilisieren bzw. weitgehend übernehmen (daher auch deren Bezeichnung VAD - ventricular assist device).

Das eigene Herz bleibt erhalten (in situ). In seltenen Fällen sei eine Erholung möglich und der Patient könne vom Unterstützungssystem entwöhnt werden (bridge to recovery).

Meistens aber werde eine Überbrückung bis zur Transplantation angestrebt (bridge to transplantation). An der Klinik für Herzchirurgie und an der Klinik für Transplantationschirurgie in Innsbruck sind bisher mehr als 80 VADs implantiert worden.
Graphische Darstellung der Funktion des Kunstherzens
 
Bild: APA/Universit¿tsklinik f¿r Herzchirurgie Innsbruck

Später Herztransplantation nötig
Das CardioWest TAH wird hingegen dann implantiert, wenn eine massive Zerstörung des Herzmuskelgewebes vorliegt, eine Erholung nicht mehr möglich ist und wenn gleichzeitig sehr hohe Pumpleistungen zur Stabilisierung des Patienten erforderlich sind.

Bei der Implantation wird das eigene Herz fast vollständig operativ entfernt, ehe die künstlichen Membranpumpen in den Brustkorb eingebracht werden.

Herwig Antretter im ORF Radio: "Wenn der Patient stabilisierbar ist, und derzeit ist er stabil, dann ist geplant, ihm das Kunstherz wieder auszubauen und ein Herz zu transplantieren. Und dann kann er wieder ein normales Leben führen."

[science.ORF.at/APA, 17.7.08]
->   CardioWest TAH (Uniklinik Freiburg)
->   Universitätsklinik für Herzchirurgie Innsbruck
->   Herwig Antretter
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010