News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Muttermilch verändert den Geschmack  
  Wer glaubt, dass Muttermilch langweilig schmeckt, irrt sich. Im Gegenteil: Sie hat viele unterschiedliche Aromen - je nachdem, welche Mahlzeit die Mutter vor dem Stillen zu sich genommen hat.  
Das haben Forscher an der Universität Kopenhagen herausgefunden. Sie gaben 18 stillenden Frauen Kapseln mit Menthol-, Bananen-, Lakritze- und Kümmelgeschmack zu schlucken. Danach wurde im zwei Stunden Takt die Muttermilch überprüft.
...
Die entsprechende Studie "Differential transfer of dietary flavour compounds into human breast milk" ist in "Physiology and Behaviour" erschienen (DOI: 10.1016/j.physbeh.2008.05.007).
->   Zur Studie
...
Aromen kommen zeitversetzt in die Muttermilch
Die Wissenschaftler hatten erwartet, dass die Geschmacksstoffe in die Milch übergehen würden. Überrascht waren sie aber von der sehr unterschiedlichen Verzögerung, mit der sich die Aromen nachweisen ließen.

"Wir fanden heraus, dass die verschiedenen Geschmäcker unterschiedliche Zeit brauchen, bis sie in der Muttermilch nachweisbar sind", sagt Forschungsleiterin Helene Hausner dem "New Scientist".

Das Bananenaroma konnte in der Muttermilch nur innerhalb der ersten Stunde nach der Einnahme gefunden werden. Menthol hingegen war zwischen der zweiten und achten Stunde zu schmecken. Bei Kümmel und Lakritze war die höchste Konzentration zwei Stunden nach der Einnahme zu erkennen.
Jede Muttermilch schmeckt anders
Ein Baby nimmt demnach bei jedem Stillen einen anderen Geschmack in der Milch wahr, sagen die Wissenschaftler.

Zusätzlich gab es noch deutliche individuelle Unterschiede zwischen den verschiedenen Testpersonen. Die Muttermilch von zwei unterschiedlichen Frauen selbst nach der gleichen Mahlzeit schmeckte nicht gleich.
Stillen ist gut für den Geschmackssinn
Die ständige Veränderung der Geschmacksnoten könnte wichtig für die Entwicklung des Geschmackssinns der Kleinen sein, glaubt Helene Hausner.

Sie meint auch, dass gestillte Kinder empfänglicher für neue Geschmacksnoten sind Babys, die mit der Flasche aufgezogen wurden.

"Wenn die Mutter Apfelkuchen isst, denkt das Baby nicht automatisch 'Hmmm, Apfelkuchen', aber es akzeptiert neue Geschmäcker leichter."
Aromen verschwinden nach acht Stunden
Die Untersuchungen könnten Müttern, deren Babys sich nicht stillen lassen wollen, helfen. Wenn sich ein Nahrungsmittel negativ auf den Geschmack der Muttermilch auswirke, bräuchten die Mütter nur zu warten. Alle Aromen verschwanden innerhalb von acht Stunden, nachdem die Kapseln geschluckt wurden, aus der Muttermilch.

Mütter, die ihre Kinder mit Flaschen füttern, brauchen aber nicht zu verzagen. "Wenn Sie nicht stillen, sollten Sie die Marke der Milch von Zeit zu Zeit wechseln", sagt Hausner. Denn auch die besitzen verschiedene Aromen.

[science.ORF.at, 25.7.08]
->   New Scientist
->   Universität Kopenhagen
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Stillen schützt Buben dicker Mütter vor Fettpolstern
->   HIV-Übertragung: Diskussion über Bedeutung der Muttermilch
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010