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Studie: Wissenschaft in der Schule kommt nicht an  
  Grundsätzlich interessieren sich Schüler für Wissenschaft und Technik. Doch im Klassenzimmer kommt die "Schulbuchwissenschaft" nicht an, ist das Ergebnis einer Vergleichsstudie unter dem Akronym "ROSE".  
Die Interessenswelt der Schüler muss bei der Vermittlung von Forschung besser berücksichtigt werden, glaubt auch die promovierte Biologin und Expertin für Wissenschaftsvermittlung für Jugendliche vom Wissenschaftsfonds FWF, Franziska Nittinger, im Gespräch mit der APA.
Interesse und Wertvorstellungen abgefragt
Im Gegensatz zu den weitaus bekannteren "Leistungstest" wie "PISA", "TIMSS" & Co. geht es bei "ROSE" ("The Relevance of Science Education") nicht um das Abfragen von Wissen und Fähigkeiten der jungen Leute, sondern um ihr Interesse und ihre Wertvorstellungen in Bezug auf Naturwissenschaften und Technik.

Im Zuge der von Svein Sjoberg (University of Oslo) koordinierten internationalen Studie haben 15-jährige Schüler aus über 40 Ländern mehr als 250 Fragen beantwortet. Unter den Befragten waren auch österreichische Buben und Mädchen aus 26 Schulklassen.
Hohes Ansehen nur in "armen Ländern"
In einem Bereich zu arbeiten, der den eigenen Einstellungen und Werten entspricht, hat für jungen Leute durchwegs große Bedeutung. Soweit waren sich die Befragen aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt einig - von Uganda und Ghana über Indien und Russland bis hin zu den EU-Mitgliedsstaaten.

Doch der Job des Naturwissenschaftlers genießt nur "in armen Ländern" hohes Ansehen, "in reichen Ländern wollen nur sehr wenige Forscher werden - vor allem nicht die Mädchen", schreiben die Studienautoren.
Zusammenhang mit Lebensformen
Die "Schul-Wissenschaft" zeige nicht die Bedeutung im Zusammenhang mit künftigen Jobs und Lebensformen auf. Die Schüler können allerdings auch nicht mit Schlagwörtern wie "Arbeitskräftemangel" oder "Ingenieursmangel", wie sie gerne in den industriellen Ländern im Zuge von Job- und Studienwahlempfehlungen an junge Menschen gerichtet werden, umgestimmt werden.

Nach Einschätzung Nittingers sind hingegen junge Vorbilder ("Role Models") bei der Vermittlung wichtig, denn diese seien näher an der Interessens- und Lebenswelt der Jugendlichen dran.
Körper versus Technik
Ein weiteres auffälliges Ergebnis ist für Nittinger, dass sich Mädchen beim kontextbezogenen Lernen "eher für das Körperbezogene, Burschen für das Technische interessieren". Da stelle sich die Frage, wie man es schafft, etwas zu vermitteln, so dass es bei dem jeweiligen Geschlecht ankommt.

"Ein gutes Beispiel ist die Pumpe als ein technisches Gerät: Bei den Burschen funktioniert der Zusammenhang Pumpe und Erdöl, die Mädchen interessiert eher die Herzpumpe", so die Biologin.
Curricula im Wandel
"Es gilt, die Unterschiede zwischen den Buben und Mädchen zu beachten und sich zu überlegen, wie man das zu Vermittelnde verpacken kann", meinte Nittinger. Das sei ein möglicher Zugang, um zunächst einmal das Interesse der Jugendlichen einzufangen.

Zwar sei es bedauerlich, dass im Allgemeinen mehr über Leistungstests diskutiert wird. Doch all diese Studien hätten auch dazu geführt, "dass man grundsätzlich einmal viel darüber redet, und die Curricula des naturwissenschaftlichen Unterrichts im Wandel sind". Hier sei "durchaus etwas im Werden". Die Biologin verweist u.a. auf die 2006 eingerichteten Austrian Educational Competence Centres für Fächer wie etwa Biologie, Physik und Chemie an der Uni Wien als Kompetenzzentren für Didaktik.

[science.ORF.at/APA, 28.7.08]
 
 
 
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01.01.2010