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Rekord: Fisch aus 2.300 Metern Tiefe gefangen  
  Mit Hilfe eines neuen Apparats konnte ein Fisch lebendig aus 2.300 Metern Tiefe an die Oberfläche gezogen werden. Der Fisch lebte in heißen Thermalquellen im Mittelatlantischen Rücken.  
Bei sehr tiefen Ozeanfängen sind Unterwasserlebewesen auf dem Weg nach oben einem hohen Druckverlust ausgesetzt, den sie nicht überleben. Wissenschaftler und Techniker von der Universität Pierre et Marie Curie in Paris haben deshalb einen neuen Apparat, das sogenannte "Periscop", entwickelt.

Er ermöglicht, Unterwasserlebewesen unter ihren gewöhnlichen Druckbedingungen zu fangen und an die Oberfläche zu transportieren.
Fische kommen in eine Druckbox
Das "Periscop" ist eine Box, die an einen beweg- und untertauchbaren Arm angeschlossen ist. Durch den Arm wird das Unterwasserlebewesen in die Box gesaugt, in der derselbe Druck herrscht wie dort, wo das Tier gefangen wurde. Beim Aufstieg sorgt der Druckausgleich für gleichbleibende Druckverhältnisse.

"Wir verwenden unter Druck gesetztes Wasser, das eine einfachere und sicherere Alternative zu Gas ist", sagt der Marinebiologe Bruce Shillito gegenüber BBC Online.
Alten Rekord von 1.400 Metern geschlagen
Mit dem Periscop gelang den Forschern der bis jetzt tiefste Fischfang aus 2.300 Metern. "Der alte Rekord lag bei 1.400 Metern", freut sich Bruce Shillito.

Neben dem Atlantik-Fisch (Pachycara saldanhai) wurden auch drei Krabbenarten (Mirocaris fortunata, Chorocaris chacei und Rimicaris exoculata) aus 1.700 Metern und 2.300 Metern gefangen.
Experiment - Druckunterschied tötet Tiere
Die französischen Wissenschaftler untersuchten an Bord ihres Forschungsschiffs, wie die gefangenen Tiere auf unterschiedlichen Druck reagierten.

Der Tiefseefisch blieb im Periskop unter seinen gewohnten Bedingungen aktiv und aufrecht. Nachdem die Forscher den Druck reduzierten, wurden die Bewegungen des Fisches unkoordiniert. Nach einigen Minuten war er vollständig regungslos. Ein ähnlicher Effekt wurde bei den Krabbenarten beobachtet.

Weitere Krabben wurden ohne Periskop und ohne Druckausgleich gefangen. Als diese Tiere an die Oberfläche gezogen wurden, zuckten sie heftig und waren nach ein paar Stunden tot.

Zukünftige Fänge will Shillito in ein besser ausgestattetes Labor übersiedeln, um die Biologie und das Verhalten der Tiere bei unterschiedlichen Druckverhältnissen zu studieren.

[science.ORF.at, 31.7.08]
->   Mittelatlantischer Rücken (Wikipedia)
->   Bruce Shillito
->   Universität Pierre et Marie Curie
->   BBC-Artikel mit Video des Fisches
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Urprung des Lebens: Belege für Theorie der Tiefseequellen
 
 
 
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01.01.2010