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Psychologe: Vornamen von geringer Bedeutung  
  Zwar spielt der Vorname einer Person, die man gerade kennenlernt, bei ihrer Beurteilung eine Rolle. Entscheidend für die Sympathie ist er laut einem deutschen Psychologen aber nicht.  
Unterschiedliche Einschätzungen
Hört man einen Vornamen, assoziiert man damit automatisch bestimmte Merkmale: So stellt man sich z. B. unter einem "Bob" einen Mann mit runden Gesicht vor und eine Elfriede älter als eine Lea - zumindest so lange, bis man weitere Informationen über die jeweilige Person erfährt.

Von einem Vornamen schließt man auf das Alter des Trägers und folglich auch auf Attraktivität und Intelligenz, ergab eine Studie von Udo Rudolph und zwei Diplomanden vom Institut für Psychologie der Technischen Universität Chemnitz.
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Moderne Namen attraktiver
Bei der 2007 durchgeführten Studie schätzten die rund 150 Befragten Träger moderner Namen wie Hannah oder Julia jünger ein als Personen mit zeitlosen Namen wie Anna oder Andreas und altmodischen Namen wie Frank oder Mario. Folglich glaubten sie auch an eine höhere Attraktivität und Intelligenz der Menschen mit den modernen Vornamen.
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Kein Flirt-Bonus
Dass man aus seinem Vornamen einen positiven "Flirtfaktor" machen kann, glaubte Rudolph allerdings weniger: "Die 'Macht' der Namen ist meiner Einschätzung nach gering", so der Forscher im APA-Gespräch.

Jener Moment, in dem man nur den Namen einer Person ohne die geringsten zusätzlichen Informationen habe, sei ja immer nur sehr kurz. So habe man selbst bei einem Blind Date immer Zusatzwissen über die Person, die man trifft.
Persönlicher Eindruck wichtiger
"Beim Flirten sollte der Vorname keine Rolle spielen, zumindest so lange man sich sieht und miteinander spricht. Persönliche Eindrücke sind viel stärker als der bloße Namenseindruck, der dann sehr schnell überschrieben wird", sagte Rudolph.

Den Einfluss eines Vornamens auf die gegenseitige Sympathie zweier Menschen schätzte er daher als "sehr gering" ein. Weiters stellte das Forscherteam in seiner Studie einen generellen Trend zu biblischen Namen fest - warum das so sei, wüsste man aber nicht, so Rudolph.
Eltern wollen Einzigartigkeit
Die Motive bei der Namenswahl variieren laut dem Psychologen sehr. "Subjektive" Gründe wie z. B. Modernität oder Klang des Namens überwiegen über historische Kriterien wie Familientraditionen.

"Das häufigste Motiv - und das ist oftmals kein gutes - lautet: Es soll etwas Einzigartiges sein", sagte Rudolph.

Bei der Wahl sollte weniger eine mögliche "Macht" der Namen eine Rolle spielen: "Ich persönlich würde beispielsweise andere Kriterien vorschlagen. Sollte man sein Kind wirklich dazu zwingen - wenn z. B. deutsche Eltern es 'Sean' nennen -, dass es den Rest seines Lebens seinen Namen buchstabieren muss?"

[science.ORF.at/APA, 1.8.08]
->   Udo Rudolph, TU Chemnitz
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01.01.2010