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Methadon tötet Krebszellen in Blutproben  
  Das bei Drogenabhängigen gebräuchliche Substitutionsmittel Methadon tötet Leukämiezellen, ohne die gesunden Blutzellen zu beschädigen. Der Effekt wurde aber bisher nur in Blutproben beobachtet.  
Gefährliche Bindefähigkeit
Methadon hat die Eigenschaft, dass es an die Opiatrezeptoren im Gehirn andockt und damit die Wirkung von Rauschgiften wie Heroin verhindert. Genau diese Bindefähigkeit kommt auch beim Einsatz gegen Krebszellen zum Tragen.

Schon 1999 konnten Forscher nachweisen, dass die Substanz Lungenkrebszellen bei einem Labortest tötete. Nun berichtete Claudia Friesen, Molekularbiologin an der Universität Ulm, im Journal "Cancer Research" (Ausgabe vom 1. August, doi: 10.1158/0008-5472.CAN-08-1227), dass sie bei Leukämie-Zellen die gleiche Wirkung beobachten konnte.
Krebszellen tot, gesunde unbeschädigt
48 Stunden, nachdem sie Blutproben 30, 20, 15 und zehn Mikromol Methadon pro Liter beigemischt hatte, waren in der Probe mit der höchsten Dosis alle Krebszellen tot, die gesunden hingegen unbeeinträchtigt. Offenbar verfügen nur die Leukämiezellen über einen spezifischen Rezeptor, an den sich das Methadon binden kann.

Es zeigte sich, dass die Substanz sogar jene Zellen vernichten konnte, die vorher alle anderen Krebsmedikamente überlebt hatten.
Zweifel an Praxisrelevanz
Als nächsten Schritt plant Friesen nun Tierversuche, um mehr über die Nebeneffekte der Methadon-Verabreichung zu erfahren. Ihr Fachkollege Scott Kaufmann von der Mayo Clinic in Rochster zeigt sich hingegen in "Science Now" skeptisch, dass der Ansatz jemals in der Krebsbehandlung eingesetzt wird.

Eine Dosis von 30 Mikromol pro Liter wäre für den Menschen hochgiftig. Seine Schlussfolgerung: "Eine bestechende Idee, aber ohne Praxisrelevanz."

[science.ORF.at, 4.8.08]
->   Publikationen von Claudia Friesen
->   "Science Now"
 
 
 
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01.01.2010