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Sensationsfundstelle in Krems gefährdet  
  Prominente Wissenschaftler warnen in einem am Freitag veröffentlichten Offenen Brief, dass eine der bedeutendsten Fundstellen in Europa, der Wachtberg in Krems, "in großer Gefahr" ist.  
Die Eigentümer eines im Zentrum der Fundstelle liegenden Grundstücks, wo 2005 die spektakuläre 27.000 Jahre alte Doppelbestattung von Neugeborenen entdeckt wurde, wollen nach Angaben der Forscher im Herbst auf dem Gelände bauen.
Älteste Bestattung Österreichs
Wissenschaftler der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) entdeckten vor drei Jahren mit dem Säuglingsgrab die älteste Bestattung Österreichs.

Die beiden in roten Farbstoff eingebetteten Säuglingsskelette mit Beigaben in Form einer Kette aus Elfenbeinperlen blieben deshalb so gut erhalten, weil die Grabgrube mit dem Schulterblatt eines Mammuts abgedeckt und damit geschützt war.

Ein Jahr später wurde nur einen Meter daneben eine weitere Säuglingsbestattung freigelegt.
Hochrangige Forscher haben unterschrieben
Der Wachtberg in Krems zähle "zweifellos zu den bedeutendsten jungpaläolithischen Fundstätten Europas", schreiben mehr als 20 Wissenschaftler und Museumsdirektoren, wie ÖAW-Generalsekretär Herwig Friesinger, Bernd Lötsch, Direktor des Naturhistorischen Museums Wien, oder der Anthropologe Horst Seidler (Uni Wien) in dem Offenen Brief, der an Bundespräsident Heinz Fischer, Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ), Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) und NÖ Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) adressiert ist.

Aufgrund der Bauabsichten der Grundeigentümer werde "verzweifelt versucht, in einer hochrangigen Gesprächsrunde eine Kompromisslösung zu erarbeiten".
Weitere Freilegungen von Archäologen nötig
Das Denkmalschutzgesetz verbiete zwar die Zerstörung eines Befundes durch Bauarbeiten, nicht aber die Überbauung von bisher nicht freigelegten Fundschichten. Bisher habe nur ein Teil eines einzigen Zeltbereiches freigelegt werden können.

"Nur eine umfassende wissenschaftliche Erhebung des Gesamtbefundes würde es ermöglichen, die Lebensumstände der Menschen vor 27.000 Jahren ans Licht zu bringen", heißt es in dem Brief.
Überarbeitung des Denkmalschutzgesetzes?
Die Unterzeichner des Briefes appellieren, "rasch zu helfen, eines der bedeutendsten österreichischen Forschungsprojekte noch in letzter Sekunde zu retten". Zudem fordern sie eine Novellierung des Denkmalschutzgesetzes angesichts einzigartiger, jedoch mehrere Meter tief liegender Bodendenkmäler.

Bei besonderem öffentlichen Interesse sollte nicht nur der Erhalt der Substanz des Befundes, sondern dessen umfassende wissenschaftliche Erhebung sichergestellt werden.

Zudem regen sie die Erarbeitung geeigneter EU-Richtlinien zur gesetzlichen und finanziellen Absicherung jener archäologischen Forschungsprojekte an, denen von einer internationalen wissenschaftlichen Kommission herausragende Bedeutung zuerkannt wird.

[science.ORF.at/APA, 8.8.08]
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Steinzeitfunde bei Krems: Häuser statt Grabungen? (4.12.06)
->   Otto Urban: 30.000 Jahre alte Säuglingsbestattungen (23.9.05)
 
 
 
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01.01.2010