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Alpbach: Hahn weist "Nature"-Kritik zurück  
  Die Kritik von "Nature" an den "faulen Verhältnissen" in der österreichischen Forschung war auch Thema bei der Eröffnung der Technologiegespräche im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach.  
"Verrottete Zustände", wie sie die britische Fachzeitschrift in ihrem aktuellen Editorial ausgemacht hat, wollte Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) nicht erkennen. "Das Gegenteil ist der Fall", meinte er unter Applaus der anwesenden Forschergemeinde.

Bei der umstrittenen Harninkontinenzstudie an der Med-Uni Innsbruck handle es sich um die Tat von schwarzen Schafen, die es in allen Bereichen gebe. Hahn hält die vom Wissenschaftsfonds FWF angekündigte "Agentur für wissenschaftliche Integrität" dennoch für eine "längst überfällige" Einrichtung.
->   "Nature" ortet "faule" Verhältnisse in Österreich
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Das Thema der bis Samstag laufenden Technologiegespräche lautet "Wahrnehmung und Entscheidung in Wissenschaft und Technologie". Schwerpunkte der Veranstaltung sind heuer u.a. Ethik in der Forschung, Mythen der Life Science und ihre Konsequenzen sowie globale Erwärmung.
->   Technologiegespräche
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Kein Handlungsbedarf wegen Innsbruck
Bild: ORF/Johannes Cizek
Wissenschaftsminister Johannes Hahn
Die Agentur könnte nach seinen Vorstellungen nicht nur tätig werden, wenn ihre Mitglieder - Unis, Akademie oder Forschungsinstitutionen - sie darum bitten, sondern auch "unaufgefordert". Damit würde man den Standard erreichen, den es in den USA schon gebe.

Im konkreten Fall an der Medizinischen Universität Innsbruck sieht Hahn keinen Handlungsbedarf für sich als Wissenschaftsminister: Der Rektor habe ohnedies den hauptinvolvierten Wissenschaftler suspendiert, das seien die "klassischen Maßnahmen".

"Hier gibt es Regulative und Zuständigkeiten, die wahrgenommen werden", sagte Hahn, für den "offensichtlich auch persönliche Auseinandersetzungen im Gange sind, die das überlagern und zu so unerquicklicher Berichterstattung führen".
Mehr Geld für Grundlagenforschung
Gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des Forums Alpbach, Erich Gornik, und der Forschungsstaatssekretärin Christ Kranzl (SPÖ) hat Hahn Donnerstagnachmittag die Technologiegespräche eröffnet. Sie finden heuer bereits zum 25. Mal statt.

Aufgrund der Wahlen Ende September blickt er persönlich einer ungewissen politischen Zukunft entgegen.

Eines seiner Ziele, sollte er auch danach Verantwortung für das Wissenschaftsressort tragen: deutlich mehr Geld in die Grundlagenforschung zu investieren. Bis 2020 strebt er ein Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) an, das Verhältnis der Förderung von angewandter und Grundlagenforschung soll sich bis dahin von derzeit 8:1 auf 4:1 annähern.
Indirekte und direkte Forschungsförderung nötig
Bild: ORF/Johannes Cizek
Forschungsstaatssekretärin Christ Kranzl
Mit der gegenwärtigen Forschungsquote von 2,63 Prozent des BIP zeigten sich sowohl Hahn als auch Kranzl zufrieden, beide glauben auch, dass das "Lissabon-Ziel" von drei Prozent bis 2010 erreicht werden könnten. Stehenbleiben sollte man dabei aber nicht.

An den vom Wirtschaftsforschungsinstitut vorgelegten Ergebnissen der "Systemevaluierung" der österreichischen Forschungsförderung freut Kranzl besonders, dass damit "alle Diskussionen, die die indirekte Forschungsförderung in Frage gestellt haben, beendet sind".

Wichtig sei vor allem das Zusammenspiel von indirekter (steuerlicher) und direkter Förderung. Notwendig seien Rahmenbedingungen, um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) für F&E zu interessieren und den Zugang und die Abwicklung zur Förderung zu vereinfachen.
Über 1.500 Innovationsschecks wurden beantragt
Als eine Maßnahme dafür nannte Kranzl den "Innovationsscheck", mit dem KMU ein 5.000-Euro-Anreiz geboten wird, mit heimischen Forschungseinrichtungen zu kooperieren. 1.514 solcher Schecks seien bisher beantragt worden, 81 Prozent der Antragsteller seien Neukunden bei der mit der Abwicklung betrauten Forschungsförderungsgesellschaft FFG.
Für ein "Education-Ministerium"
Bezüglich der Aufteilung der Kompetenzen würde sich Kranzl ein "Education-Ministerium" wünschen, das alle Bildungs- und Ausbildungs-Agenden - auch die Universitäten - umfasst.

Ein zweites "Innovations-Ressort" sollte sich mit Forschung, Technologie bis zur wirtschaftlichen Umsetzung in Unternehmen beschäftigen.

[science.ORF.at/APA, 21.8.08]
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01.01.2010