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Innsbrucker Unirat attackiert "Nature"  
  Vergangene Woche hat die Zeitschrift "Nature" über den Forschungsskandal an der MedUni Innsbruck kritisch berichtet. Der Unirat der MedUni weist nun die Kritik in einer Aussendung ungewöhnlich emotional zurück.  
Emotionale Replik
Das Editorial in der letzte Ausgabe von "Nature" (Bd. 454, S. 917) sei "voreingenommen" und "beispiellos", befindet der Universitätsrat in der Entgegnung. Es sei nicht nur die betroffene Einrichtung kritisiert, sondern eine "ganze Nation in Geiselhaft genommen worden", ohne zu versuchen, die Anschuldigungen zu überprüfen.

Und: "Wahrscheinlich stimmt etwas mit der Fachzeitschrift Nature nicht" ("Probably there is something wrong in the journal Nature"), heißt es da in dem auf Englisch formulierten Text - wohl eine Anspielung auf einen Satz aus dem "Nature"-Kommentar, in dem es frei nach Shakespeare hieß: "Es scheint, etwas ist faul im Staat Österreich" ("But something, it seems, is rotten in the state of Austria, and it needs to be faced and dealt with openly.")
"Nature" sieht Konnex zur Abberufung des Rektors
Zur Chronologie der Ereignisse: "Nature" hatte vergangene Woche in einem Editorial über "skandalöses Verhalten" rund um eine Harninkontinenzstudie an der Urologie der Medizin-Uni Innsbruck berichtet und diese in Verbindung mit der damals anstehenden (und mittlerweile erfolgten) Abberufung von Rektor Clemens Sorg gebracht. Sorg hatte zuvor Konsequenzen für die Autoren der inkriminierten Studie gefordert und disziplinarrechtliche Maßnahmen eingeleitet.
Fischer: "Stimmt nicht"
Für die Vorsitzende des Innsbrucker MedUnirats, Gabriele Fischer, sei es "eine klare Tatsache", dass die Abberufung des Rektors nicht mit dem "offensichtlichen wissenschaftlichen Fehlverhalten, das es jüngst an der Institution gegeben hat", zu tun habe. Sorg sei nach einer "sorgfältigen" Untersuchung von unabhängiger Seite u.a. aufgrund seiner mangelhaften Führungsqualitäten entlassen worden, heißt es in dem von Fischer unterzeichneten Brief an "Nature".
AGES prüft Studien
Im Zusammenhang mit dem Fall möglichen Fehlverhaltens der Forscher habe "die Untersuchung von Anfang an erster Stelle der Agenda des Universitätsrats" gestanden. Mit dem Verweis auf die Gesundheitsagentur AGES ist für den Unirat unklar, warum "Nature" meine, es gebe in Österreich keine offizielle Einrichtung zur Untersuchung dieser Fälle. Die AGES prüfe alle klinischen Studien in Österreich. Nach Vorliegen des endgültigen AGES-Berichts habe der Unirat darauf bestanden, die Informationen an die Staatsanwaltschaft weiterzuleiten.

Der vorliegende Fall sei "eine besonders hässliche Art von wissenschaftlichem Fehlverhalten". Es gebe eine laufende Untersuchung, die neben "disziplinarrechtlichen Konsequenzen" auch ernsthafte rechtliche Folgen habe.
Unirat vermutet Verschwörung
Die von der Fachzeitschrift erhobenen "voreingenommenen Beschuldigungen" seien offensichtlich auf eine oder mehrere Personen zurückzuführen, "die zusammen mit dem abberufenen Rektor versucht haben, auch in seinem Heimatland Deutschland mit falschen Informationen und Anschuldigungen so viel 'Kollateralschaden' wie möglich zu produzieren ", so der Unirat. "Nature" sei als Instrument missbraucht worden und habe "willentliche seine Rolle gespielt".

"Wie ist es möglich, dass eine internationale wissenschaftliche Zeitschrift mit einem Ruf, der auf wissenschaftlicher Objektivität basiert, eine Person oder eine wissenschaftliche Einrichtung auf Grundlage von völlig unüberprüften Beschuldigungen beurteilen kann?", heißt es in der Gegendarstellung, deren Duktus auf eine gewisse Erregung der Autoren hindeutet: "Wer schützt uns vor solchen 'objektiven' wissenschaftlichen Journalen?"

[science.ORF.at/APA, 26.8.08]
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01.01.2010