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Schlaf: Unverzichtbar, aber rätselhaft  
  Hypothesen über den Sinn des Schlafes gibt es viele: Konsolidierung von Gelerntem, Regeneration und Temperaturregelung etwa. Ob er tatsächlich eine Kernfunktion hat, ist indes bis heute ungeklärt.  
Hemisphärenschlaf der Delfine
Manche Forscher betrachten den Schlaf lediglich als eine Art nützlichen Erholungszustand ohne essenzielle Funktion, in den sich Lebewesen begeben, wenn sie nichts Wichtigeres zu tun haben. Dieser Hypothese widersprechen nun die beiden Neurowissenschaftler Chiara Cirelli und Giulio Tononi von der University of Wisconsin entschieden.

"Wir kennenden Zweck des Schlafs nicht, aber er muss wichtig sein, denn alle Tiere tun es", schreiben Cirelli und Tononi in einer Überblicksarbeit für das Fachmagazin "PLoS Biology" (Bd. 6, e216). Zwar werde als Beispiel für nicht schlafende Tiere häufig auf Delfine verwiesen, die sich ständig bewegten. Aber auch die Meeressäuger verfügen über die Fähigkeit zu schlafen - nur eben mit einer Gehirnhälfte.

"Die Tatsache, dass Delfine diese bemerkenswerte Spezialisierung entwickelt haben anstatt einfach das Schlafen einzustellen, sollte schon ein Hinweis darauf sein, dass Schlaf eine essenzielle Funktion erfüllt und nicht abgeschafft werden kann", betont die Forscherin.
Ohne Schlaf kein (höheres) Leben
Zudem verweisen die beiden Autoren darauf, dass Menschen und Tiere, die längere Zeit wachgehalten werden, anschließend länger schlafen als üblich oder mehr Zeit im Tiefschlaf verbringen. Ferner leiden unter Schlafentzug die Konzentrationsfähigkeit und verschiedenen Körperfunktionen von Mensch und Tier.

Studien an Fliegen, Kakerlaken und Ratten zeigen, dass die Tiere bei dauerhafter Schlaflosigkeit sterben. Beim Menschen endet die seltene Erbkrankheit letale familiäre Insomnie (eine Extremform chronischer Schlaflosigkeit) stets tödlich - wie ihr Name bereits sagt.

Eben weil Schlaf so weit verbreitet ist, viele Körperfunktionen beeinflusst und nicht ohne weiteres aufgegeben werden kann, glauben Cirelli und Tononi wie viele andere Forscher, dass der Bewusstseinszustand eine wichtige Kernfunktion für den Organismus erfüllt. Dies gelte vor allem für das Gehirn, das am stärksten unter Schlafmangel leide.

Forscher vermuten, dass sich das Gehirn während des Schlafs regeneriert, indem es die Synapsen, die bis zu 80 Prozent der Energie des Gehirns aufzehren, dämpft. Zudem sei Schlaf wichtig, um Erinnerungen abzuspeichern und die Masse der unwichtigen Eindrücke eines Tages zu vergessen.

[science.ORF.at/APA/AP, 29.8.08]
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01.01.2010