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Brain Drain: Immer mehr Forscher verlassen Israel  
  Immer mehr Akademiker verlassen Israel, um in den USA Karriere zu machen. Nun wächst die Sorge, nicht mehr genügend Nachwuchsforscher zu haben, um die als exzellent geltende Lehre weiterzuführen.  
Und ein Ende des sogenannten "Brain Drain" - wie die Abwanderung von Wissenschaftlern und Fachkräften ins Ausland genannt wird - scheint nicht in Sicht.
Ein Viertel in USA
"Das ist eine ernstzunehmende Problematik", sagt Dan Ben-David, Professor für Volkswirtschaftlehre an der Universität Tel Aviv. "Für das Lehrjahr 2003/2004 haben wir festgestellt, dass bereits ein Viertel der akademischen Lehrkräfte aus Israel in die USA abgewandert war."

Zum Vergleich: Nur drei Prozent der deutschen Lehrkräfte waren im selben Zeitraum an amerikanischen Universitäten tätig, wie die von Ben-David aufgestellten Statistiken belegen.
Höhere Löhne
Was führt zu einem derartigen "akademischen Exodus", wie Ben-David die Abwanderung bezeichnet? "Vor allem die immens höheren Löhne für Forscher und Wissenschaftler in Amerika führen dazu, dass Israels Akademiker von hier weggehen", so der Volkswirt.

Einer Studie des Forschungsinstituts "Shalem Center" zufolge liegt das Einstiegsgehalt an einer israelischen Uni bei 2.000 Dollar (1.357 Euro) netto im Monat. In den USA beträgt das Einstiegsgehalt dagegen deutlich mehr. Je nach akademischem Forschungsfeld erhält ein Dozent monatlich 5.000 bis 8.000 Dollar, teilweise noch mehr.
Keine Jobs, veraltete Organisation
Aber auch die fehlenden Positionen für Professoren und Doktoranden an israelischen Universitäten sowie kontinuierlich sinkende Investitionen in Forschung und Lehre führt Ben-David als Gründe für die Abwanderung an.

"Hinzu kommt eine veraltete institutionelle Organisation, bei der man verpasst hat, sie einer sich verändernden Realität anzupassen", sagt Ben-David.
Gefährlicher Trend
Israel ist bekannt für Innovationen und die Entwicklung von Hochtechnologie. Allein vier Nobelpreisträger hat das Land in den vergangenen sechs Jahren hervorgebracht. In den Ranglisten der besten Universitäten weltweit sind vier der acht israelischen Universitäten unter den Top 150 zu finden.

"Aber dieser Trend ist rückläufig, wenn man dem gefährlichen 'Brain Drain'" nicht bald entgegenwirkt", warnt Ben-David.
Konsequenzen für nationale Sicherheit?
Die angespannte Sicherheitslage, Kriege oder die ständige Terrorgefahr sieht Ben-David nicht als Gründe für die Abwanderung von Akademikern. "Wir haben immer mit der Gefahr gelebt, die hat sich zwar nicht reduziert, ist aber auch nicht gestiegen."

Der akademische "Brain Drain" in Israel hat nicht nur negative Konsequenzen für die Qualität von Forschung und Lehre und damit letztlich für die Wirtschaft, sondern auch für die nationale Sicherheit. "Tatsächlich hängt unsere Existenz von der Wissenschaft ab. Innovationen, beispielsweise im Bereich der Waffen- und Abwehrtechnologie, sind essenziell für die Sicherheit Israels im Nahen Osten", sagt Ben-David.

Jelena Pflocksch, dpa, 1.9.08
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01.01.2010