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Harninkontinenzstudie von "Lancet" zurückgezogen  
  Die Medizin-Zeitschrift "The Lancet" hat jene umstrittene Harninkontinenzstudie der Urologie an der Medizin-Uni Innsbruck offiziell zurückgezogen, die mittlerweile auch die Staatsanwaltschaft beschäftigt.  
Die Verantwortlichen der Zeitschrift berufen sich dabei in erster Linie auf eine von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) durchgeführte Überprüfung und kritisierten allgemein die gängige Praxis der Ehren-Autorenschaft bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen - diese sei "inakzeptabel".
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Autoren lehnen Verantwortung immer wieder ab
Wie die AGES festgestellt habe, sei die Studie weder in Übereinstimmung mit den österreichischen Gesetzen noch nach den Standards der sogenannten "Good Clinical Practice" (GCP) durchgeführt worden, begründet "The Lancet" die Rücknahme der Veröffentlichung.

In einem Editorial verweist die Zeitschrift auf das immer wiederkehrende Problem, dass bei unsauberen oder gar gefälschten Studien einzelne Autoren im Nachhinein ihre Verantwortung ablehnen.
Anlassfall Georg Bartsch
Im konkreten Fall war es der Vorstand der Urologie, Georg Bartsch, der als Mitautor der Untersuchung nach Bekanntwerden der Unregelmäßigkeiten in einer E-Mail Ende Juli an "The Lancet" die Streichung seines Namens von der Publikation gefordert hat.

In der AGES-Untersuchung sei festgestellt worden, dass Bartsch keinen Anteil an der Inkontinenz-Studie hatte.
"Credit comes with Responsibility"
"The Lancet" bemängelt nun, dass dies den Richtlinien für eine Autorenschaft in einer wissenschaftlichen Publikation widerspreche. Ein Autor sei generell als jemand zu betrachten, der einen "substanziellen, intellektuellen Beitrag" zu einer Studie geliefert habe.

Die gängige Praxis der Ehren-Autorenschaft, dass also der Name eines Wissenschafters ohne einen solchen Beitrag auf einem Paper aufscheint, sei inakzeptabel, so "The Lancet", und weiter: "Die Namensnennung bedeutet Verantwortung - immer" ("With credit comes responsibility - always")

[science.ORF.at/APA, 5.9.08]
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01.01.2010