News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Hamster-Maus-Prionen im Labor hergestellt  
  Wenn Prionen, krankmachende Proteine im Gehirn, die Artengrenze überwinden, wird es gefährlich. Um den Prozess besser zu verstehen, haben Forscher nun Hamsterprionen mit jenen von Mäusen kombiniert.  
Herausgekommen sind neue Proteinstränge, die für beide Arten ansteckend sind, wie Forscher der Universität in Galveston/Texas berichten.
Deformierte Prionen lösen Krankheiten aus
Normale Prionen kommen im Gehirn von Menschen und Tieren vor. Welche Aufgabe diese Proteine dort genau erfüllen, ist bisher nicht ausreichend erforscht.

Eines ist jedoch sicher: Sind sie falsch gefaltet, können sie eine Vielzahl von Krankheiten auslösen. Besonders gefährlich sind sie, weil sie "gesunde" Prionen in ihre gesundheitsschädliche Variante verwandeln können.

Tödlich kann dieser Prozess enden, wenn im Gehirn eine immer größere Anzahl an pathogenen Prionen erzeugt wird, die sich zu Ketten zusammenschließen und so zu einer Degeneration von Nervenzellen führen. Bekannte Krankheiten sind BSE bei Rindern und Creutzfeldt-Jakob bei Menschen.
Übertragung zwischen den Arten
Normalerweise wirken pathogene Prionen nur auf die Spezies ihrer Träger. In manchen Fällen kann es jedoch dazu kommen, dass sie die Hürde zwischen den Arten einfach überspringen: etwa von Kuh zu Mensch oder von Hamstern zu Mäusen.

Um herauszufinden, zwischen welchen Arten diese Form der Übertragung stattfinden kann, haben Wissenschaftler der University of Texas nun ein neues Verfahren entwickelt.
Prionen im Reagenzglas
Ähnlich der PCR Methode, mit der man DNA vervielfältigen kann, werden in dem neuen Verfahren Prionen vermehrt. Dabei werden die normalen Proteine einer Art mit der deformierten Variante einer anderen Art kombiniert.

Sobald diese beginnen, ihre gesunden Gegenstücke zu verändern, werden sie per Ultraschall wieder getrennt, was wiederum mehr deformierte Proteine freisetzt, die danach sofort neue Prionen befallen.

Nach dem Experiment zeigt sich schnell, ob eine speziesübergreifende Übertragung der verformten Proteine stattgefunden hat.
Schneller als in der Natur
Im Fall der Hamster und Mäuse zeigte das Experiment, dass sowohl Hamster- zu Mausprionen werden konnten als auch umgekehrt. In der Natur würde dieser Prozess einige Jahre dauern, die Wissenschaftler schafften es schneller:

"In unserem Versuch haben wir die Hamster-Maus Schranke in nur wenigen Wochen durchbrochen", sagte Claudio Soto gegenüber dem Online-Dienst von Nature. "Unsere Technologie ist dabei tatsächlich effizienter als die Natur."
Forschung mit menschlichen Prionen
Soto und seine Forschungsgruppe wenden sich nun anderen Arten zu. Die wichtige Frage ist hierbei, welche Tiere ihre deformierten Prionen auf den Menschen übertragen können. In einem Reagenzglas sollen dazu menschliche mit tierischen Prionen kombiniert werden.

Eine Frage, die sich sich Soto dabei stellt: "Werden normale menschliche Prionen, zum Beispiel durch deformierte Prionen von Wild beeinflusst?" Diese Frage gilt es zu beantworten, um weiteren potentiellen Seuchen vorzubeugen.

[science.ORF.at, 8.9.08]
->   Claudio Soto - Department of Neurology - University of Texas
->   Nature Online
->   Prionen (Wikipedia)
Mehr zum Thema Prionen in science.ORF.at:
->   Prionenerkrankung bei Mäusen "geheilt"
->   Studie: Filter entfernt Prionen aus dem Blut
->   Vermutlich BSE-resistente Kühe geschaffen
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010