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Isotope für Radiomedizin fehlen  
  In der EU herrscht derzeit ein Mangel an strahlendem Material für die Herstellung von Radioisotopen. Das fehlende Technetium-99 wird besonders in der Nuklearmedizin benötigt.  
Der Grund für den Mangel: Zur Produktion der Isotope benötigt man Reaktoren mit hohem Neutronenfluss. Europaweit gibt es jedoch nur drei dieser Reaktoren und alle drei sind derzeit außer Betrieb.
Technetium-99: Wichtig für die Medizin
Für nuklearmedizinische Untersuchungen werden kurz strahlende Substanzen, sogenannte Radioisotope, benötigt. Dies betrifft z.B die Methode der Szintigraphie. Hierbei werden radioaktiv markierte Stoffe in den Körper injiziert, je nach Stoff reichern sie sich in gewissen Organen an.

Analysiert man anschließend die Strahlung der Isotope, so erhält man ein Bild der betroffenen Region. Früher verwendete man für dieses Verfahren Thallium-Isotope, später stieg man auf Technetium-99 um. Dieses wird aus Molybdän-99 gewonnen: und genau dieses Isotop wurde nun knapp.
Gründe für die Knappheit
"Es gibt nur drei genehmigte Reaktoren für die Nuklearmedizin in Europa und eine Handvoll solcher Reaktoren für in der Medizin verwendete Isotope weltweit", schrieb die Vereinigung der Hersteller nuklearmedizinischer Produkte (AIPES) vergangene Woche.

Ein Reaktor in den Niederlanden, der High Flux Reaktor in Petten, wurde zu dieser Zeit für rund einen Monat abgeschaltet. BR2 in Belgien und der Osiris-Reaktor in Saclay in Frankreich befinden sich ebenfalls in - geplanter - Wartung. Damit sind nun alle drei europäischen Reaktoren außer Betrieb, was einen Mangel der wichtigen Isotopen herbeiführte. Warum man zwei der drei Reaktoren gleichzeitig geplant herunterfuhr, bleibt ein Rätsel für die europäischen Nuklearmediziner.
Auch Österreich betroffen
Auch in Österreich ist man besorgt. "Die Radioisotope werden in bestimmten Reaktoren hergestellt." sagte Alexander Becherer, Sekretär der Österreichischen Gesellschaft für Nuklearmedizin, am Montag.

"Man geht davon aus, dass etwa 30 Prozent des Bedarfs derzeit nicht gedeckt sind. Das könnte vier bis sechs Wochen dauern. Das bedeutet, dass manche Untersuchungen nicht mit zeitgemäßer Technik durchgeführt werden können." Es gebe jedoch Möglichkeiten, die Schwierigkeiten abzufangen, erklärte Becherer weiter.
Wege aus dem Engpass
AIPES versucht nun, Material aus anderen Quellen zu bekommen. In Kanada wurde ein Reaktor, der im Frühjahr heruntergefahren worden war, wieder in Betrieb genommen. Bis zur Produktion der gewünschten Isotope dauert es aber einige Zeit.

Die europäische Gesellschaft für Nuklearmedizin (EANM) forderte am Montag die europäischen Gesundheitsminister auf, sich in diesem Punkt mehr zu engagieren, um Versorgungsengpässe in Zukunft zu vermeiden.

Akute Gefahr für Patienten besteht derzeit nicht. Für wichtige Untersuchungen kann man auf andere Isotopen, wie z.B. Thallium zurückgreifen.

[science.ORF.at/APA, 08.9.08]
->   AIPES - Association of Imaging Producers and Equipment Suppliers
->   EANM - European Association of Nuclear Medicine
 
 
 
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01.01.2010